Wie gleich ist gleich? So lautet die Frage, die der History Award des Fernsehsenders History dieses Jahr stellt. Fellow Mirijam hat sich direkt angesprochen gefühlt, hierauf mit ihren Schülern und Schülerinnen eine Antwort zu finden. Im Fokus: das Thema Vorurteile. Sie gibt uns einen Einblick in die Arbeit an dem Projekt – von der Idee bis zum fertigen Wettbewerbsbeitrag. 

Das ist was für mich und meine Schülerinnen und Schüler, denke ich sofort, als ich von dem Wettbewerb lese. Thema des diesjährigen Awards ist das große Thema der Gleichberechtigung – Wie gleich ist gleich? Die Schülerinnen und Schüler sollen sich diesem Thema auf vielfältige Weise nähern und einen fünf- bis 15-minütigen Film drehen. Da suche ich doch gleich bei nächster Gelegenheit die 7A auf. Die 7A der Lise-Meitner-Gesamtschule kenne ich durch die Betreuung einer Schülerin der Klasse, und gemeinsam auf Klassenfahrt waren wir auch. Zunächst sollte alles in der Politikstunde stattfinden – von Februar bis zum Einsendeschluss am 28.4.2017. Durch Stundenplanänderungen ist alles ein wenig komplizierter als gedacht und schließlich soll das Ganze nun im Zuge des SoLe-Unterrichts (Soziales Lernen) stattfinden. Die Sozialpädagogin ist mit an Bord.

Unsere Arbeit für den Award beginnt mit einem Brainstorming zum Thema Gleichberechtigung. Was fällt uns zu diesem Thema ein? Wo begegnen wir Gleichberechtigung oder wo eben auch nicht? Die Klasse entscheidet sich nach diesem Brainstorming für das Thema Vorurteile. In der Klasse selbst sind fünf Nationen vertreten. Dieses Thema ergibt sich also aus ihrem Alltag. Die Grundidee ist, mehrere typische Vorurteile in einzelnen Szenen abzubilden. Ganz basisdemokratisch entscheiden sich die Schüler*innen nach mehreren Wahlen für die drei Vorurteile „Alle Deutschen sind Nazis.“, „Alle Polen klauen.“ und “Alle Muslime gehören zum IS.“. Zusätzlich zu den jeweiligen Szenen zu jedem Vorurteil sollen auch Interviews zum Thema durchgeführt werden.

Die Planung wird konkret

Die Schüler*innen teilen sich nun in verschiedene Gruppen auf: Drehbuch, Technik, Make-Up & Kostüm, Schauspieler und Interview-Team. Nachdem wir einen groben Zeitplan aufgestellt haben, setzen sich die Gruppen zusammen und überlegen was sie brauchen und erledigen müssen. Das Moderatorenteam, bestehend aus zwei Schüler*innen, hält alle Ergebnisse fest. Die Schüler und Schülerinnen sprechen selbstständig Lehrer der Schule an, um die technischen Geräte zu sammeln, arbeiten sich mit mir in die Technik ein und fangen an, das Drehbuch und Interviewfragen für eine Passantenbefragung in der Duisburger Innenstadt zu schreiben. Es wird in der SoLe-Stunde am Projekt gearbeitet, aber auch Politik und Deutschstunden werden breitwillig vom Klassenlehrer zur Verfügung gestellt. Denn: Die Zeit läuft.

Das Drehbuch steht und die Kamera liegt bereit. Vor dem Drehbeginn der Szenen geht es in die Stadt zur Passantenbefragung. Zwei Wochen vorher habe ich bei der Stadt einen Antrag gestellt damit ein Stand in der Fußgängerzone aufgebaut werden kann. Im Unterricht wurde geübt wie man fremde Leute anspricht und sie dazu bringt an der Befragung teilzunehmen: „Guten Tag, wir sind von der Lise Meitner-Gesamtschule… .“, „… Fragen zum Thema Vorurteile.“, „Dürfen wir Sie aufnehmen?“. Dann geht es schließlich bepackt mit Getränken, Kuchen, Plakat, Tisch und Handys zum Rheinhausener Bahnhof in den Zug ab zum Duisburger Hauptbahnhof und dann zu Fuß in die Fußgängerzone. Der Klassenlehrer, zwei Schüler und ich blieben am Tisch mit Kuchen und Plakat und die restlichen Schüler*innen schwärmen aus zur Befragung. Eine Stunde, neun Gruppen, jede Gruppe zehn Interviews – damit könnten wir etwas anfangen.  Die fertigen Handy-Videos schicken mir die Schüler und Schülerinnen im Anschluss zu.

Ein Drehtag pro Szene

In den Wochen darauf – die Drehbücher waren geschrieben, die Schauspieler hatten ihren Text gelernt, die Kamerajungs standen in den Startlöchern und Probedurchgänge waren absolviert – drehen wir die Szenen. Jede der drei Szenen wird an einem Tag gedreht. Dafür werden Kamera- und Tonaufnahmen gemacht und jede Szene wird in mehreren kurzen Sequenzen gefilmt, die wiederum jeweils mehrmals aufgenommen werden müssen. Es war also schon eine Herausforderung, die Kamera- und Tonaufnahmen zufriedenstellend im Kasten zu haben! Aber alles halb so wild: Versprecher und technische Fehler würden uns später für eine lustige Sammlung von Outtakes zur Verfügung stehen.

In den Stunden nach den Dreharbeiten legen wir noch einmal genau fest wie der Film zusammengeschnitten werden soll: Jeweils erst der Zusammenschnitt der Interviews und dann die jeweilige Szene zu jedem Vorurteil. Meine noch zu erledigenden Aufgaben waren, lizenzfreie Musik zu suchen, Ton- und Bildaufnahmen übereinanderzulegen und den Rohschnitt zu machen. Da wir doch für alles mehr Zeit brauchten als gedacht, musste ich den Schnitt größtenteils selber machen. Das bedeutete dann viele Abendstunden am PC… Das Technik-Team hat sich dann noch einmal mit mir dem zusammengeschnittenen Ton gewidmet. Einige Stellen waren noch nicht optimal. Dann war alles so gut wie wir es machen konnten, aber irgendwie fehlte etwas, eine Einleitung oder ein Ende. Die Klasse beschließt also noch eine letzte Szene zu drehen – und das in der Woche des Einsendeschlusses. Aber auch das haben wir hinbekommen.

Fazit: „Ich finde unser Endprodukt super! In kurzer Zeit wurde so ein toller Film gedreht!“, „Wir haben alles zusammen als Klasse gemacht.“, „Richtig, richtig nice!“

Und wie gleich ist gleich nun? – „Wir sind alle gleich!“

 

Und wer sich nun ein Bild vom fertigen Video machen will, kann das hier tun – und gleichzeitig für den Film abstimmen: http://www.history.de/history-award/voting.html

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Autorin: Mirijam Held ist Fellow der Klasse 2015 an der Lise-Meitner-Gesamtschule in Duisburg.