Vier Tage lang, vom 06.-09. Mai 2018, haben sich 140 Fellows, Alumni und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den 47 Partnerorganisationen von Teach for All in London getroffen. Zu dem Thema „ReImagining Education with awareness and agency“ wurden an diesen Tagen die Köpfe in Hammersmith, London zusammengesteckt, gebrainstormt, sich über die Bildungssysteme in den unterschiedlichen Ländern ausgetauscht, getanzt und gelacht.

Geballte Kreativität und Motivation

Ob bei den letzten überregionalen Fortbildungen, dem Zusammentreffen der gesamten Fellow-Klasse 2016, oder wenn Alumni, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Fellows von Teach First Deutschland sonst zusammenkommen – Ich bin ich immer wieder begeistert davon, wie viel Kreativität und Motivation sich dabei an einem Ort bündeln. Wir sind so viele Menschen, die einander ähnlich und gleichzeitig total divers sind. Zusammen bilden wir eine großartige Gemeinschaft! Als ich am 06. Mai 2018 den Konferenzsaal des Novotel London West betrat und die ersten Minuten des Global Teaching Summit begannen, überrollte mich eine Welle der Freude. Ich staunte: 140 Menschen aus der ganzen Welt, stellvertretend für die 46 Partnerorganisationen von Teach for All, die alle motiviert und bereit sind, sich jedem Hindernis zu stellen, um Bildungsgerechtigkeit weltweit zu ermöglichen. Atemberaubend und begeisternd!

Learning Loop

Zuvor wurde der Global Teaching Summit durch einen dreiwöchige Learning Loop zu den Themen „awareness“ und „agency“ vorbereitet. Dabei ging es darum, die sozialen, politischen und kulturellen Kontexte in denen Schülerinnen und Schüler leben kennenzulernen. Man lernte über sich selbst hinaus zu wachsen, Verständnis füreinander und Eigenverantwortlichkeit zu vermitteln und Metakogniktion in den eigenen Unterricht zu implementieren. Mit meiner „home group“, einem kleinen, internationalen Team und mithilfe verschiedener digitaler Plattformen, gab es bereits vor dem eigentlichen Treffen in London einen regen Austausch unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Auch ein Gemeinschaftsgefühl war bereits entstanden.

Global Teaching Summit 2018

Kreative Bildungssysteme

Durch den aktiven Austausch schon vor der Konferenz konnten wir, nach einem nur kurzen Kennenlernen, direkt mir einer Selbstreflexion über unsere Herkunft und unser Handeln im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern beginnen. Wir haben so genannte Life Journey Maps über unsere Entwicklungen und Auslösermomente an Schule gesprochen. Anschließend hat sich die Reach Academy in Feltham (England) vorgestellt, als Beispiel für eine gelungene Umgestaltung des Bildungssystems vor Ort. Reach ist eine freie Schule, die Schülerinnen und Schüler von 2-18 Jahren begleitet und möglichst alle Kinder aus deren Familien integriert. So will die Schule sicherstellen, dass bereits von einem frühen Kindesalter an Bildung eine große Rolle in den Leben ihrer Schülerinnen und Schüler einnimmt. Doch auch die Eltern werden aktiv mit in die Arbeit einbezogen und ein ganzer „Hub“, mit einem eigenen Krankenhaus, Gemeindezentrum etc., ist für die nahe Zukunft geplant. Dies alles soll die Schülerinnen und Schüler zu einem Leben mit eigenen Entscheidungen und Handlungsmöglichkeiten befähigen. Nach einem Seminar zum Thema Design Thinking, unter den Gesichtspunkten: feel-imagine-do-share, begann der informelle Austausch bei einem Welcome Dinner und einem gemeinsamen Ausklang mit Musik und der Möglichkeit zu tanzen.

Classrooms as multicultural spaces

Poster_Global Teaching Summit 2018In den nächsten Tagen folgte unter anderem eine Postersession, in der die unterschiedlichen Einsatzländer und Organisationen sich hinsichtlich ihrer individuellen Herausforderungen im Bildungssystem, ihrer Visionen und aktuellen Implementierungen vorstellten. Es war sehr interessant zu sehen, welche unterschiedlichen Herausforderungen es innerhalb Europa oder in Kolumbien, Indien, Chile oder Amerika gibt und diese mit Deutschland zu vergleichen. Außerdem hielten Fellows aus den unterschiedlichen, weltweiten Organisationen Workshops. Ich habe mich in diesem Rahmen für einen Workshop mit dem Titel „Classrooms as multicultural spaces“ von zwei Fellows aus Ecuador entschieden und etwas über das Konzept von adapt, innovate und empowerment für meinen eigenen Klassenraum und meine Fokus-Schülerinnen und -Schüler gelernt. Dabei handelt es sich um ein dreiteiliges Vorgehen, um aktiv die Hintergründe von Schülerinnen und Schülern zu verstehen, Begegnungen zu schaffen und Verantwortung für die eigene und die Mitwelt zu übernehmen. In Regionsgruppen, in meinem Fall die Region Europa, haben wir natürlich auch die wunderschöne Stadt erkundet und uns Gedanken über die weitere Zusammenarbeit, über Landesgrenzen hinweg, Gedanken gemacht. Unter dem Gesichtspunkt „locally rooted and globally informed“ wollen wir uns und die Schülerinnen und Schüler durch Videoprojekte, Materialaustäusche und verschiedene andere Ideen weiter vernetzen.

Postersession_Global Teaching Summit 2018Als Abschluss des Global Teaching Summits haben wir am Mittwoch in Kleingruppen verschiedene Schulen in London besucht und durften dort den Unterricht hospitieren. Besonders das außerunterrichtliche und pädagogisch unterstützende Programm an meiner Hospitationsschule hat mich besonders beeindruckt. So gibt es an dieser Schule, ähnlich wie bei Harry Potter, Häuser zu den die Schülerinnen und Schüler gehören und für die sie Punkte sammeln können. Dies stärkt nachweislich den Zusammenhalt der Schülerinnen und Schüler und trägt zu einem Verantwortungsgefühl bei. Außerdem gehörte zu der Schule eine eigene Fördereinrichtung für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen jeglicher Art (von Inklusion über Sprachkurse bis Wiedereingliederung in das Schulsystem), die Teil des Schulalltags und des Schulgebäudes ist. Besonders die Idee die Schule nach dem eigentlichen Unterricht zu einer Begegnungsstätte für den Stadtteil zu öffnen, in dem die Sporthalle dann als Fitnesscenter zur Verfügung steht, finde ich eine großartig. Alles in allem waren diese vier Tage eine große Inspiration und Bereicherung für mich, hinsichtlich dem weiteren Umgang mit meinen Schülerinnen und Schülern, aber auch für mich persönlich. Auf der ganzen Welt setzen sich Menschen aktiv für Bildungsgerechtigkeit ein, egal mit welchen individuellen Hindernissen sie in ihren Ländern zu tun haben. Gemeinsam bilden wir eine Gemeinschaft die Großes bewirken kann.

 

 

Nina Warnecke_Fellow der Klasse 2016

 

 

 

 

 

Autorin: Nina Warnecke ist Fellow der Klasse 2016 und hat den Global Teaching Summit in London besucht.