Seit dem 12.09.2016 sind alle neuen Fellows im Einsatz an ihren Schulen. Sie haben einen intensiven Sommer hinter sich, in dem sie sich im Rahmen der Sommerakademien umfassend auf ihren Einsatz vorbereitet haben. Wir sprechen mit Christina Lagemann, der Leiterin des Programm-Bereichs, der diese vorbereitenden Wochen organisiert hat.
Christina, auf welche besonderen Herausforderungen seid ihr in diesem Jahr gestoßen?
Die größte Herausforderung in diesem Jahr war die Planung und Durchführung von zwei Akademien an zwei Standorten über einen Zeitraum von elf Wochen. Insgesamt konnten wir so 90 Fellows auf ihren Schuleinsatz vorbereiten!
Wodurch kommt diese Höchstzahl zustande?
Wir hatten mehr Bedarf, mehr Plätze zu besetzen. Es gibt 67 klassische Fellowplätze in Hamburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sowie zwei Plätze an einer außerschulischen Einrichtung im Bistum Mainz. Was neu ist, sind die 21 Plätze in Baden-Württemberg im Sprachlehrerprogramm zur Unterstützung der Integration und Bildung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Das kam dadurch zustande, dass das Ministerium auf uns zugekommen ist und einen Bedarf angekündigt hat.
Habt ihr auch am Programm der Akademie geschraubt?
Unserem Grundsatz „Wir entwickeln uns kontinuierlich weiter“ folgend haben wir das Curriculum der Akademie auch in diesem Jahr wieder – unter anderem angelehnt an das Feedback der Fellows der Klasse 2015 zur Akademie im letzten Sommer – angereichert und Themen wie „Digitale Bildung“ oder „Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen“ aufgenommen. Die Akademie für die Fellows im Sprachlehrer*innen-Programm hatte keinen Praxisteil. Ein großer Schritt nach vorne ist allerdings die erstmalige Kooperation mit dem Sprachenzentrum der Universität Stuttgart, die dazu führt, dass die Fellows im Sprachlehrer*innen-Programm zum Abschluss ihres Fellow-Einsatzes ein DaZ/DaF-Zertifikat bekommen, das sie befähigt, als BAMF-Integrationslehrer*innen zu arbeiten. Auf eine solche Kooperation haben wir seit 2009, dem Beginn von Fellow-Einsätzen in sozial herausfordernden Umfeldern, hingearbeitet. Der Online Campus und die Basis-Seminare waren in beiden Akademien gleich.
Erstmals haben dieses Jahr geflüchtete Kinder und Jugendliche an den Sommerschulen teilgenommen, um ihr Deutsch zu verbessern. Wie groß war die Herausforderung, dies in die Sommerschulen zu integrieren?
Diese Herausforderung war sehr groß, weil wir bis zum Start der Sommerschulen nicht wussten: Wer kommt? Welche Gruppenkonstellation wird es geben? Eine Vorbereitung des Curriculums war uns somit nur bedingt möglich. Sprachstand sowie Alter der teilnehmenden Jugendlichen variierten sehr stark, sodass unsere Fellows besonders im Umgang mit nicht-alphabetisierten Jugendlichen stark gefordert waren.
Mit welchen Gefühlen gehst du aus den Sommerakademien heraus?
Wir haben auch in diesem Jahr tolle Fellows gewinnen können und die Vorstellung, dass die TFD-Familie um weitere 90 Mitglieder wächst und wir dadurch noch mehr Kinder und Jugendlich erreichen, freut mich sehr und motiviert mich für meine tägliche Arbeit. Die Einzelgespräche mit den Fellows sind sehr inspirierend, weil sie alle schon viel erlebt und gesehen haben, und viel Lust haben, etwas zu verändern – das macht einfach Spaß. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden; mit großer Lust, mit dem was an Feedback gekommen ist und was wir selbst gesehen und gemerkt haben, im nächsten Jahr wieder einen Schritt nach vorn zu gehen.
Spannend ist auch, dass das Sprachlehrerprogramm im Vergleich zum zweijährigen Leadershipprogramm nur einjährig ist. Ich bin sehr gespannt zu beobachten: Macht ein Fellow-Einsatz einjährig überhaupt Sinn? Was sind möglicherweise die Vor- und Nachteile vom einjährigen und vom klassischen zweijährigen Programm für Schüler*innen, Fellows sowie für uns als Organisation?
Von daher kann ich unterm Strich wohl sagen: Glücklich, erschöpft, dankbar und vorfreudig auf das, was kommt!