Die erste Woche der diesjährigen Sommerakademie war laut unserer neuen Fellow Eliza geprägt von einer Mannigfaltigkeit an Eindrücken und einer Vielzahl an Gesprächen. Im Naturfreundehaus nahe Bielefeld lernten die Fellows des neuen Jahrgangs einander und das Teach First Deutschland Team kennen, und begannen, das erste Kapitel ihrer Einsatzzeit als Teach First Deutschland Fellow zu schreiben.

Am 02.07.17 war es soweit: Die Fellows der Klasse 2017 haben sich im Naturfreundehaus in Bielefeld zur diesjährigen Sommerakademie versammelt. 67 Personen aus allen Teilen Deutschlands sind angereist, um sich für das Engagement für Bildungsgerechtigkeit fit zu machen.

Gleich am ersten Tag wurden die neuen Fellows herzlich in die TFD-Familie aufgenommen: Wir lernten uns gegenseitig kennen und erfuhren von den verschiedensten Hinter- und Beweggründen, die uns zu Teach First Deutschland geführt haben. Die offizielle Begrüßung durch Christina Lagemann (kurz Tina), Bereichsleiterin des Leadership-Programms, war sehr herzlich und voller Zuversicht und Vorfreude auf die kommenden zwei Jahre. Der Geschäftsführer Ulf Matysiak stellte stolz ein Buchprojekt von Fellows und geflüchteten Jugendlichen mit dem Titel Egal, woher du kommst vor, in dem die Jugendlichen ihre Fluchterfahrung erzählerisch und lyrisch dargestellt haben. Er hob hervor, dass dieses Buchprojekt für ihn zusammenfasst, was Teach First Deutschland für ihn heißt: Autor seiner eigenen Geschichte sein. Dabei hilft Teach First Deutschland mit seinem Netzwerk aus Fellows und Alumni. Anschließend klang der Abend in einem fröhlichen Beisammensein aus.

Erste Herausforderungen

Der Montag fing gleich mit vollem Programm an: Nach einer Einheit im Plenum lernten wir die Regio-Gruppen beim Life Mapping kennen. Faszinierend waren die sehr persönlichen Einblicke in die Leben der Programmleiter*innen und Fellows: Wir alle gehen ganz unterschiedliche Lebenswege mit verschiedensten Stationen, haben aber eines gemein: Die Bildungsgerechtigkeit betrifft uns tief, und wir wünschen uns, etwas gegen Ungerechtigkeit und für Chancengleichheit zu tun.

Am Nachmittag wurden die Fellows gleich mit einer adaptiven Herausforderung konfrontiert: in einer Stunde ein Video auf Englisch zu den Fragen Warum braucht Deutschland Teach First? und Warum gibt es Teach First Deutschland? in den Regio-Gruppen drehen. Eine sehr intensive und lehrreiche Erfahrung, die gezeigt hat, dass es trotz der Überforderungssituation möglich ist, etwas derart Komplexes kreativ umzusetzen.

Warum die Dinosaurier ausgestorben sind

Der Dienstag begann mit einem Vortrag zur Theory of Change von Ulf. Seine Allegorie zur Beschreibung von Bildungsgerechtigkeit war das Aussterben der Dinosaurier: Es gibt viele Gründe und Theorien – Meteriorid, Kontinentalverschiebung, Wechselwarm sein, um die populärsten zu nennen –, die alle richtig sind, aber keine reicht für sich allein genommen aus, um das Phänomen zu erklären. Sicher ist nur eins: Die Dinosaurier sind ausgestorben. Übertragen auf das Problem der Bildungsgerechtigkeit bedeutet dies: Es kann nur mit Sicherheit gesagt werden, dass dieses Problem existiert sowie dass es mehrere Theorien gibt, um es zu erklären – Einkommen, soziale und ethnische Herkunft, Anzahl der Bücher im Haushalt, Haltung der Lehrkräfte. Diese Theorien sind ineinander verzahnt, weshalb Teach First Deutschland es sich zur Aufgabe gemacht hat, Fellows in das Uhrwerk des Bildungssystems zu schleusen, um eine positive Irritation zu erzeugen.

Abends stellte sich der stellvertretende Geschäftsführer Dr. Tobias Ernst vor, erklärte die unterschiedlichen Programme von Teach First Deutschland und zeigte, wie man mit kritischen Fragen zu Teach First Deutschland souverän umgehen kann. Danach ließen wir den Abend gemütlich beim Lagerfeuer ausklingen.

Hund Snoopy Naturfreundehaus Bielefeld

Pfauenfächer an Methoden

Begleitet von den Rufen der Pfauen, wurden Mittwoch bis Freitag die Inhalte des Online Campus zu den Themen Diagnose, Reihen- und Stundenplanung und Umsetzung aufgegriffen, ergänzt, vertieft. Zudem zeigten die Programm-Manager*innen einen breiten Fächer an Methoden zum Auflockern von Unterrichtsstunden, wie zum Beispiel WUPs und Energizer, Exit-Tickets uvm. Im Fokus stand jedoch das Verstehen der Vision und Grundsätze von Teach First Deutschland sowie die Auseinandersetzung mit der eigenen Vision, den eigenen Grundsätzen und Werten. Ebenso wurden eigene Regeln für das produktive und respektvolle Zusammenarbeiten miteinander aufgestellt.

Die Abende füllten die Fellows mit Sportangeboten wie Akro-Yoga und Laufen, oder mit Meditation, Spieleabenden oder einfach mit einem gemütlichen Zusammensitzen.

Freitagnachmittag stellte Tina die verschiedenen Programme, die der Fellow-Einsatz beinhalten kann, vor: Echte Teilhabe, Sicherer Übergang, Neue Perspektiven und Starke Basis. Dadurch wurde noch einmal deutlich, wie breit gefächert unser Fellow-Einsatz ist und an wie vielen Stellen versteckte Potentiale zu entdecken sind. Zum Abschluss machte Programm-Manager Stefan Mintert eine Übung zur Frage: Was würden wir machen, wenn wir jeden Tag 86.400€ zur freien Verfügung hätten? Wohltätige Organisationen gründen und zu unterstützen, oder sich anderweitig für eine Verbesserung der Welt einzusetzen stand oben auf der Liste. Die Auflösung der Zahl 86.400: So viele Sekunden hat ein Tag. Die Vorstellung, etwas mit dieser Menge an Geld zu machen, fiel relativ leicht, aber der Impuls fürs Wochenende galt dem Wertschätzen der Zeit, die zur Verfügung steht, besonders, weil sie nicht gespeichert werden kann. Damit wurde die erste, sehr spannende und lehrreiche Woche der Sommerakademie beendet.

Viele Fellows haben das Wochenende genutzt, um nach Hause zu fahren oder Freunde und Verwandte zu besuchen, einige sind aber auch im Naturfreundehaus gelieben. Sie haben Tagesausflüge nach Bielefeld gemacht, sind wandern gegangen oder haben sich an der bloßen Präsenz des Königspudels Snoopy erfreut.

Fellow Eliza Mintcheva

Autorin: Eliza Mintcheva ist Fellow der Klasse 2017. Davor hat sie an der Eberhart-Karls-Universität in Tübingen ihren Master im Studiengang Deutsche Literatur gemacht.