Unsere Schirmherrin Elke Büdenbender und der sächsische Kultusminister Christian Piwarz waren zu Besuch in der Martin-Andersen-Nexö-Schule im sächsischen Zschopau, erlebten den Schulalltag mit Fellow Wilma und erfuhren von den Jugendlichen, wie sie in der Klasse angekommen sind und was sie über das Thema Integration denken.

Wilma hält kleine Kärtchen in der Hand, darauf sind jeweils Augen, Zähne und Haare zu sehen – sie übt mit den Kindern in ihrer Stunde Deutsch als Zweitsprache (DAZ) die menschlichen Körperteile. Die Kinder in dieser Klasse sind 10 bis 15 Jahre alt und melden sich fleißig. “Der Zahn” sagt ein Junge, als Wilma ihn aufruft und die entsprechende Karte zeigt. “Und wenn es mehrere sind?”, fragt die 27-jährige Fellow. Die Kinder sollen nicht nur die Körperteile benennen können, sondern auch den richtigen Artikel dazu. “Die Zähne”, antwortet der Junge. “Richtig! Ihr seid alle super vorbereitet”, sagt die Fellow, die seit einem Jahr an der Martin-Andersen-Nexö-Schule im sächsischen Zschopau im Einsatz ist.

Es ist Montagmorgen – und ein besonderer noch dazu. Denn in der Klasse von Wilma sitzen nicht nur ihre Schülerinnen und Schüler, sondern auch Elke Büdenbender, Schirmherrin von Teach First Deutschland (TFD) und Ehefrau des Bundespräsidenten, und Sachsens Kultusminister Christian Piwarz. Seit einem Jahr arbeiten Fellows von TFD an sächsischen Grund- und Oberschulen – insgesamt 38 von 170 Fellows bundesweit. Wilma ist gebürtige Dresdnerin, hat in Halle ihren Abschluss in Kunstpädagogik gemacht und ist für ihren Fellow-Einsatz 2018 nach Chemnitz gezogen.

“Wir müssen offen für die anderen sein und auf sie zugehen. In der Klasse müssen uns aber auch die Lehrer sehen und nicht ignorieren, damit wir uns selbst sehen können”, antwortet Daniah (15) beim Gespräch mit Elke Büdenbender.

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Sie unterstützt Schülerinnen und Schüler im Unterricht und darüber hinaus. Sie hat unter anderem eine Ultimate Frisbee AG an der Schule gegründet. “Es ist wichtig, dass sich die Schülerinnen und Schüler kennenlernen, um eine Gemeinschaft zu bilden – und das geht am besten außerhalb des Unterrichts”, sagt Wilma. Die Jugendlichen haben ihre AG “Adler-Team” getauft. “Wir treffen uns immer freitags nach der sechsten Stunde und trainieren zusammen. Im Adler-Team spielen Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren zusammen.” Der Großteil der Schülerinnen und Schüler ist aus der DAZ-Klasse, aber auch einige Jugendliche aus der Regelklasse sind dabei. Wilma ist mit ihrer AG schon zu zwei Turnieren gefahren.

Zum Team gehören auch Khaled (14), Daniah (15) und Alderina (17). Gemeinsam mit ihren beiden Mitschülern Ammar (16) und Amir (16) haben sie nach dem Unterrichtsbesuch mit Elke Büdenbender, Christian Piwarz, Schulleiterin Sybille Berndt und den beiden Lehrerinnen Babett Hyronimus und Jana Kaden gesprochen. “Welchen Job möchtet ihr später einmal machen?”, “Wie habt ihr euer Ankommen in der Klasse erlebt?” und “Welche Gedanken habt ihr zum Thema Integration?” fragten Elke Büdenbender und Christian Piwarz. “Wir müssen offen für die anderen sein und auf sie zugehen. In der Klasse müssen uns aber auch die Lehrer sehen und nicht ignorieren, damit wir uns selbst sehen können”, antwortete Daniah. Amar sagte, dass er es gut findet, wenn man direkt in die deutsche Klasse geht und mit anderen Schülerinnen und Schülern in Kontakt ist. Über seine Vorstellung von der Zukunft sagte Amir, dass er gern einen Job hätte, in dem er praktisch arbeiten kann, zum Beispiel als Friseur oder Barmann. Außerdem wollte er noch wissen, wie man Teil der Eliteeinheit GSG 9 wird.

Besonders bewegend waren die Gedanken von Ammar: Er erzählte, dass er Angst davor hat, abgeschoben zu werden. Gebürtig kommt er aus Syrien und lebt seit einigen Jahren in Deutschland, wo er sich viel aufgebaut hat. Er liebt sein Land und möchte auch, dass der Krieg da aufhört, weil dort seine Familie und Freunde leben und er auch irgendwann gerne wieder zurück möchte. Allerdings ist er hin- und hergerissen: Wenn in Syrien wieder Frieden einzieht, muss Ammar möglicherweise wieder zurück und seine Freunde in Deutschland verlassen. Die letzte Frage in dem Gespräch geht an die Schülerinnen und Schüler: Was finden sie seltsam an Deutschland? Die Favoriten unter den Antworten sind: das viele Bier, das merkwürdige Hobby “spazieren gehen” und dass viele Deutsche sich sehr laut die Nase putzen.

Nach diesem Gespräch geht es für Elke Büdenbender von Zschopau weiter nach Chemnitz. Dort trifft sie sich mit Fellows, die seit einem Jahr in Sachsen im Einsatz sind: Petra (Einsatzort Dresden), Katharina (Hohenstein-Ernstthal), Simeon (Dresden), Theresa (Chemnitz ) und Julian (Dresden). Sie wollte von den Fellows mehr über ihre Motivation und ihre alltäglichen Eindrücke erfahren. Katharina ist studierte Volkswirtin: “In meinem Studium habe ich die Daten kennengelernt, aber nicht die Menschen dahinter.” Viele der Fellows berichten von engagierten Lehrerkolleginnen und -kollegen, die sich nicht selten mehr Zeit für ihre Schülerinnen und Schüler wünschen und die Unterstützung der Fellows sehr schätzen. Außerdem, so haben es die Fellows schon einige Male gehört, würden sie einen neuen frischen Blick mitbringen.

Wir sagen DANKE an unsere Fellows für ihre tollen Einblicke, den Schülerinnen und Schülern in Zschopau für ihre ganz persönliche Perspektive und unserer Schirmherrin Elke Büdenbender für ihren Besuch und ihre Zeit!

 

 

 

Juliane Meißner, Managerin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, begleitete den Besuch von Frau Büdenbender in Zschopau.