Die Nobelpreisträgertagung ist ein jährliches Treffen der Nobelpreisträgerinnen und -träger sowie ausgezeichneter Jungwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zur Weiter­bildung und zum Austausch. Jedes Jahr dürfen wir drei Fellows für die Teilnahme am jährlich stattfindenden „Teaching Spirit Programm“ nominieren. Das Programm dient dazu Lehrerende für ihr besonderes Engagement im naturwissen­schaftlichen Bereich an der Schule aus­zu­zeichnen. Dieses Jahr ist Jacqueline dabei gewesen und berichtet uns von ihren Erlebnissen.

Dieses Jahr durfte ich als Biologin mit einigen naturwissenschaftlichen Projekten in meinem Einsatz zur 69. Nobelpreisträgertagung für Physik fahren. An meiner Schule habe ich eine Experimentier-AG für die Klasse 9 und ein Forschungsprojekt zur Stadtökologie in der Klasse 10 angeboten. Zudem haben wir in der Schulgarten-AG den Schulgarten umgestaltet und für „Jugend forscht!“ habe ich eine Schülerin betreut, die einen Sonderpreis beim Regionalwettbewerb für ihre Untersuchung zum Einfluss vom Klimawandel auf die Auswirkungen von Tsunamis gewonnen hat. 

Mein Kollege schwärmte schon von der Tagung im vergangenen Jahr, wobei mir immer noch nicht klar war, was sie so besonders macht. Bei einem genauen Blick auf das Programm, konnte ich es aber zumindest ein wenig erahnen. Da stand immerhin etwas von einem Mittagessen mit Nobelpreisträgern. Was die Tagung aber so wirklich bedeutet, wurde mir erst vor Ort klar. Eines schon mal vorweg: Sie war fantastisch!

Mittwochs kamen wir ganz entspannt auf Lindau an. Es fiel mir schwer, nicht gleich die ganze Insel zu besichtigen, machte sie doch wirklich einen sehr schönen und entspannenden Eindruck. Abends gingen wir mit allen Lehrerinnen und Lehrern, die im „Teaching Spirit Programm“ waren, essen. Klar diente das gemeinsame Abendessen dem Kennenlernen, aber das Essen an sich war schon etwas Besonderes. In einem kleinen Hinterhof hinter einem fast unscheinbaren Holztor fand sich das Ambiente. Es war klein, aber wunderschön hergerichtet. Michael, der Wirt, ist Käsesommelier. Zugegeben, bis zu diesem Mittwoch hatte ich noch nie davon gehört. Wie der Name aber schon verrät, gab es viele Käsespezialitäten auf dem Buffet zur Auswahl. Dazu gab es passenden Wein. Die Stimmung war gut, das Essen fantastisch und doch war es nur ein Hauch von dem was noch kommen sollte.

Die Nobelpreisträgertagung war für mich der Höhepunkt nach einem sehr erfolgreichen Jahr, in dem meine Schülerin einen Sonderpreis bei ‚Jugend forscht‘ gewonnen hat und ich eine Zusage für die ‚Z2X Bildung‘ bekommen habe.

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Der Donnerstag startete für uns mit Vorträgen der Nobelpreisträgerinnen und -träger. Die Themen der Vorträge, aber auch der Diskussionen, waren vielfältig. So erzählte manch ein Nobelpreisträger von seinen neuesten Forschungsergebnissen in einem Vortrag oder einer Diskussion – und andere gaben ein Review zu einem Thema. So konnte ich an einer Diskussion zu den neuesten Forschungsergebnissen zum Einfluss von Ernährung auf die Gesundheit teilnehmen, aber genauso einen spannenden Vortrag dazu hören, welche (eigentlich offensichtlich) unwahren Thesen und merkwürdige Forschungsergebnisse schon publiziert und teilweise lange – manchmal sogar bis heute – geglaubt wurden. Zwischen den Vorträgen hatten wir die Möglichkeit den Wissenspfad in Lindau zu erkunden. Hier gibt es Stelen, auf denen die Projekte und dazugehörigen Nobelpreisträgerinnen und -träger schülergerecht vorgestellt werden. Gestartet wird am Steg der Nobelpreisträger. Ein Steg, auf dem der Name jedes Nobelpreisträgers verewigt wird. Der Pfad war sehr eindrucksvoll und hatte etwas von einer kleinen Entdeckungsreise.

Nach den letzten Vorträgen ging es weiter zum Mittagessen. Als wir im Bayerischen Hof ankamen, waren unsere Tische aber bereits teilweise besetzt: Einige deutschsprachige Nobelpreisträger hatten schon Platz genommen und auf uns gewartet. Hier wurde aber nicht nur nebeneinander gegessen, hier wurden lebendige Gespräche geführt – über das Leben, die Arbeit und die Projekte der Nobelpreisträger – aber genauso bestand Interesse an unserer Arbeit an der Schule. Plötzlich saß hier kein Nobelpreisträger mehr neben mir, sondern ein einfacher Mensch, der schlicht etwas Wichtiges in seinem Leben bewegt hat. So konnte ich mich am Tisch mit Hartmut Michel und Johann Deisenhofer sowie seiner Frau unterhalten.

Der Nachmittag war mit einem Workshop für uns Lehrerinnen und Lehrer gefüllt, der uns durch experimentelle Stationen führte und Möglichkeiten zeigte, wie wir die Mediathek der Tagung und diese drei Tage für unseren Unterricht nutzen können. Abends ging es dann zum Bayerischen Abend auf Einladung des Freistaates Bayern, gefüllt mit einem angenehmen Programm zum Abendessen.

Am Freitag fuhren wir als großen Programmpunkt mit dem Schiff über den Bodensee nach Mainau. Neben der Besichtigung dieser Insel, folgten wir einer Diskussion, mit unter anderem einer Friedensnobelpreisträgerin aus dem Nahen Osten zu ihren Vorstellungen zur Entwicklung und dem Frauenbild in ihrer Heimat. Die Fragen, die hier gestellt wurden, waren dabei auch schon mal kritischer Natur, sodass die Diskussionen interessant und horizonterweiternd waren. Zum Abschluss gab es eine kleine Abschiedsrede von zwei Jungwissenschaftlern, bevor es wieder mit dem Schiff zurück nach Lindau ging. Kurz vor Lindau verabschiedeten wir, also ca. 500 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (und wir 10 Lehrerinnen und Lehrer natürlich), die Nobelpreisträger mit tosendem Applaus. Es waren nicht mehr alle 39 Nobelpreisträger da für diesen letzten Tag, aber die, die es waren, konnten sicherlich unseren Dank und unsere Begeisterung für ihre Inspirationen und diese Tagung spüren. Es war eine sehr eindrucksvolle Zeit, die mich jetzt noch beim Schreiben sehr bewegt.

Der Wissenspfad in Lindau: Ein Steg, auf dem die Namen aller Nobelpreisträgerinnen und -träger verewigt wird. Auf Stelen werden die Projekte und dazugehörigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schülergerecht vorgestellt.

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Das Coolste noch im Nachgang:

Es gibt eine App, mit der wir den Wissenspfad ins Klassenzimmer holen können (Lindauer Wissenspfad) und eine Mediathek mit fantastischen Videos (die alten Videos sogar auf Deutsch) und der Möglichkeit, Poster der Nobelpreisträgerprojekte kostenlos für das Klassenzimmer zu erhalten. Außerdem kann man einen 360°-Blick ins Nobelpreisträgerlabor bekommen und der Klasse zeigen. Die Nobelpreisträgertagung wird für mich ewig nachwirken und dadurch auch meine Schülerinnen und Schüler beeinflussen. Sie werden nun immer wieder von mir mit der Begeisterung der Wissenschaft konfrontiert. Und: Ich kann es kaum erwarten, die Medien in meinem Unterricht zu nutzen!

 

 

 

Jacqueline ist frischgebackene Alumna und war Fellow des Jahrgangs 2017- 2019 an der Peter-Ustinov-Realschule in Köln.

Jacqueline, Fellow 2017