23. November 2022

Finanzielle Bildung in Schulen

Warum eine Grundausbildung in Finanzfragen eine Zukunftskompetenz ist. Ein Beitrag von Assal Simonsmeier.

Das Wissen über Finanzen und der Umgang mit ihnen ist im 21. Jahrhundert ein Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben. Schon Basiswissen in finanzieller Bildung kann Menschen helfen, ihre Zukunft zu planen, ihre eigene finanzielle Situation einzuschätzen und gesellschaftliche Zusammenhänge zu verstehen. Die Fähigkeit, diverse finanzielle Konzepte zu begreifen und anzuwenden, wird in der Literatur auch als „Financial Literarcy“ bezeichnet. Darunter fallen alltägliche Themen wie „Wie setze ich einen Plan für meine Rente auf?“, „Wie eröffne ich ein Konto?“ oder „Wie kann ich mir meine nächste Anschaffung finanzieren?“.

Finanzielle Bildung in Schulen ist ein Muss, denn niedrige Bildungsabschlüsse korrelieren häufig mit niedrigem Vermögen

Laut OECD haben ca. 50% der Erwachsenen der EU kein ausreichendes Verständnis über finanzielle Konzepte. Deutschland schneidet mit 13,9 Punkten besser ab als der OECD-Durchschnitt, liegt aber weit entfernt von der Höchstpunktzahl 21. Das Ergebnis zeigt zudem demographische Unterschiede: Jüngere schneiden schlechter ab als Ältere, Männer scheinen höhere Punktzahlen als Frauen zu erreichen. Auch Bildungsabschlüsse spielen, laut Studien, bei der Finanzbildung eine wichtige Rolle: Personen, mit einer niedrigen formalen Bildung schneiden signifikant schlechter ab als Personen mit höherer formaler Bildung. Dieses Ergebnis ist besonders besorgniserregend, da niedrige Bildungsabschlüsse häufig mit niedrigeren Vermögen korrelieren.

„Es wird immer wieder gefordert, dass in der Schule etwas für das Leben gelernt werden soll. Mit seinen eigenen Finanzen umgehen zu können, ist meiner Meinung nach maßgeblich entscheidend für ein eigenständiges Leben, schon während der Schulzeit“

Fellow Dorian Anders aus Hamburg

Ein Schüler sitzt an einem Tisch und arbeitet konzentriert an einer Rechenaufgabe, vor ihm liegen Arbeitsblätter, Schreibutensilien und ein Taschenrechner

Gemeinsamer Einsatz: Angebote zur Finanzbildung für Schüler:innen durch Förderpartner:innen

Seit diesem Sommer beschäftigen sich auch Fellows mit der Problematik. „Es wird immer wieder gefordert, dass in der Schule etwas für das Leben gelernt werden soll. Mit seinen eigenen Finanzen umgehen zu können, ist meiner Meinung nach maßgeblich entscheidend für ein eigenständiges Leben, schon während der Schulzeit“, sagt Fellow Dorian Anders aus Hamburg. Er greift dafür für seine Schüler:innen auf ein Angebot unseres Förderpartners der HypoVereinsbank zurück: In Onlineworkshops geleitet von Bankmitarbeitenden werden den Jugendlichen Grundlagen der Finanzbildung vermittelt.

Fellow-Arbeitsgruppe für finanzielle Bildung in Schulen

Auch andere Fellows haben die Lücke erkannt. Fellow Tabea Klassen aus Frankfurt am Main hat sich mit anderen Fellows in einer AG zusammengetan. Dort wollen sie Materialien und Angebote zum Thema Finanzbildung sammeln und in ihre Schulen tragen. Ihr Fokus liegt dabei auf lebensnahen Konzepten: „Finanzwissen heißt nicht gleich, dass jeder Schüler und jede Schülerin ihr eigenes Aktiendepot eingerichtet hat und die neusten Trading-Tipps kennt. Vielmehr möchten wir unseren Schüler:innen die Basics der Finanzwelt näherbringen. Sie sollen ein Verständnis dafür bekommen, wie sie ihr Geld sinnvoll aufteilen, was Fixkosten in ihrem Leben sind und wie man sparen kann, um sich auch mal etwas leisten zu können. Sie sollen ein Gefühl für verschiedene Zahlungsarten bekommen und lernen, warum Zahlungsdienste mit Ratenkauf gefährlich sein können. Außerdem sollen sie verstehen, wie das Bankensystem funktioniert und warum Versicherungen auch mal nötig sein können.“

Finanzielle Bildung in Schulen fördert Bildungsgerechtigkeit

Aus Tabeas Sicht gehört dieses Thema klar zu unserem Bildungsauftrag, besonders, wenn wir über Bildungsgerechtigkeit sprechen: „Schüler:innen aus privilegierten Verhältnissen wachsen in einer ganz anderen Lebensrealität auf, in der sie dieses Wissen oftmals unbewusst über ihr Umfeld vermittelt bekommen. Diese Differenz muss von der Schule aufgefangen werden. Von jungen Erwachsenen wird mit dem Einstieg in die Berufswelt so viel Selbstständigkeit erwartet, was ihnen vorher aber nie beigebracht wurde.“

In den nächsten Monaten wollen Tabea Klassen, Dorian Anders und weitere Fellows externe Angebote und Materialien zu Finanzbildung sammeln und für ihre Kontexte anpassen. Damit auch zukünftige Generationen bewusste finanzielle Entscheidungen treffen können.

Zur Autorin:

Assal Simonsmeier ist seit 2021 Managerin im Team Partner & Förderer von Teach First Deutschland.

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