20. Mai 2021

Freiheit hinter Gittern

Etwas mehr Farbe in den grauen Gefängnisalltag bringen, ein Stück weit Normalität suggerieren und vielleicht auch ein bisschen Freiheitsgefühl: Unter Anleitung eines Stuttgarter Graffiti-Duos und pädagogisch betreut von unserer Fellow Rahel Rude entstand ein 14 x 4 Meter großes Kunstwerk, das nun die Stirnwand der Turnhalle der JVA Adelsheim ziert. In diesem Beitrag berichtet Rahel, wie es dazu kam.

Mit der Idee im Kopf, Farbe in den Gefängnisalltag zu bringen, trafen sich meine Kollegin und ich letzten Herbst, um gemeinsam ein Projekt für die Insassen der JVA Adelsheim zu starten.

„Wie wäre es eigentlich, die grauen Gebäude im Gefängnis ein bisschen bunt zu machen?“, fragten wir uns. Gesagt, getan: Nach ausgiebiger Überprüfung sicherheitsrelevanter Aspekte war eine Turnhallenwand im Zentrum des Geländes auserkoren, Objekt unseres geplanten Graffiti-Kunstwerks zu werden. „Freiheit soll dort stehen“, entschieden die zwölf teilnehmenden Insassen – ein Ziel, das so ziemlich jeder Insasse hat und in Corona-Zeiten wohl auch so manche*r Beschäftige.

"Beim Graffiti-Projekt konnte man einfach mal abschalten und vergessen, dass man eingesperrt ist. Ich konnte mich ganz auf die Kunst konzentrieren – und hatte Spaß.“

Jugendliche spühen Graffiti an die Wand der JVA Adelsheim

Anfang April war es dann soweit: Unter strengen Corona-Auflagen kam das Stuttgarter Graffiti-Duo Jan Ducks und Georg Waibel vom Studio Vierkant drei Tage lang für den Graffiti-Workshop in die JVA. Auf einem zweistöckigen Gerüst sprühten die Insassen dann gemeinsam mit den beiden Künstlern das Wort „Freiheit“ an die Wand.

Trotz der extremen Wetterbedingungen, die in Badisch Sibirien zum Alltag gehören, waren die Insassen höchst motiviert: „Beim Graffiti-Projekt konnte man einfach mal abschalten und vergessen, dass man eingesperrt ist. Ich konnte mich ganz auf die Kunst konzentrieren – und hatte Spaß“, so ein Teilnehmer.

Am Ende wurde das Kunstwerk noch mit einer feierlichen Vernissage eröffnet – künstlerisch untermalt durch den im Vorfeld mit den Insassen eingeübten Jerusalema-Coronatanz. Was bleibt, ist nun ein farbenfrohes Ziel – vor und hinter den Gittern.

Danke auch an meine Kolleginnen Minke Burkhardt (Sozialtraining) und Tamara Burger (Freizeitpädagogin) der JVA Adelsheim, die dieses Projekt möglich gemacht haben!

Rahel Rude
Rahel Rude ist Fellow 2019-2021 in der Jugendvollzuganstalt Adelsheim in Baden-Württemberg.
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