Yohann ist bei Teach for Belgium ein wahres Multitalent: Er unterstützt als Tutor die Fellows unserer belgischen Schwesternorganisation und ist gleichzeitig Ansprechpartner für die Schulleitungen der Einsatzschulen und die verschiedenen Schulnetzwerke in unserem Nachbarland. Im Interview berichtet er von seinen Erfahrungen in unserem gemeinsamen Projekt „Certi4Headmasters.  

Was bedeutet es dir, ein europäisches Projekt zu koordinieren?

Ein europäisches Projekt zu koordinieren war eine große Herausforderung. Schon vor zehn Jahren koordinierte ich mit Lehrkräften und Jugendlichen im Rahmen des Comenius-Programms der Europäischen Union ein Austauschprojekt zwischen verschiedenen europäischen Schulen. Dieses Mal bestand das Projekt jedoch zwischen drei gemeinnützigen Bildungsorganisationen, einer Stiftung und Schulleitungen aus verschiedenen europäischen Ländern. Die Herausforderung und die Erwartungen waren also viel höher!  

„Die Herausforderung war dieses mal viel größer, als bei allen Projekten, die ich davor koordiniert habe!“

Wie bist du auf die Idee zu diesem Projekt gekommen?

Bei Teach for Belgium bin ich Ansprechpartner für die Schulleitungen unserer Einsatzschulen und koordiniere die Zuteilung von Lehrkräften nach den Bedarfen der Schulen. In vielen europäischen Ländern, suchen Schulen und Regionen mit einem niedrigen sozioökonomischen Index oft verzweifelt nach Lehrkräften. Die Schülerinnen und Schüler bleiben manchmal lange Zeit ohne Unterricht. Auch wenn Schulen eine freie Stelle besetzen können, verlässt in Belgien fast jeder zweite Neuzugang den Job wieder innerhalb der ersten fünf Jahre. Um diese Herausforderungen anzugehen, habe ich 2017 beschlossen, ein Erasmus+-Projekt zu starten.

Wie wichtig ist ein starkes Netzwerk wie TFALL, das die gleichen Werte und Visionen teilt?

Teil des starken Netzwerks von Teach for All zu sein, war eine großartige Chance für unser Projekt. Wir hatten so die Möglichkeit, 18 europäische Länder in das Projekt einzubinden und zu den Themen Gewinnung, Auswahl und Begleitung von Lehrkräften sowie der Aus- und Weiterbildung von Schulleitungen zu befragen. Auch in der direkten Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen im Projekt haben wir schnell gemerkt, dass wir gleiche Werte teilen. Das verbindet schon nach den ersten Momenten des gemeinsamen Arbeitens ungemein. Denn wir setzen uns alle dafür ein, Schülerinnen und Schüler zu stärken – egal ob in Belgien, Deutschland oder der Slowakei. Bildung ist einfach elementar für die Chancen und den Lebensweg junger Menschen und auf dem Weg zu mehr Chancengerechitgkeit gibt es für uns alle noch viel zu tun.

„Teil des starken Netzwerks von Teach for All zu sein war eine eine großartige Chance für unser Projekt.“

Welche Herausforderungen stellen sich in einem internationalen Projekt wie diesem?

Es war nicht immer einfach, unsere europäischen Kolleginnen und Kollegen sowie ihre Partnerschulen zu erreichen. Da sie sich alle mit großem Engagement für gerechtere Bildungssysteme in ihren Ländern einsetzen, stapeln sich auf ihren Schreibtische und in ihren Postfächer täglich viele Aufgaben und zahlreiche Anfragen. Herausfordernd waren auch die Sprachbarrieren. Während wir im Projektteam und im Austausch mit unseren europäischen Schwesternorganisationen problemlos auf Englisch kommunizierten, konnten wir viele Schulleitungen und Schulen so nicht erreichen. Während der Projekttreffen in Brüssel, Berlin und Bratislava haben sich die Schulleitungen daher gegenseitig mit Übersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche, Französische oder Slowakische unterstützt.

Was hast du durch das Projekt gelernt?

Ich konnte viel mehr über die Herausforderungen und Bedürfnisse von Schulleitungen lernen – und das aus den verschiedenen Blickwinkeln der unterschiedlichen europäischen Länder. Das ist sehr wertvoll für meine tägliche Arbeit bei Teach for Belgium. Ganz persönlich habe ich so auch den Wunsch entwickelt, ebenfalls mit der Ausbildung zum Schulleiter zu beginnen. Hier hat mir das Projekt bewusst gemacht, wie bereichernd der Austausch und die gemeinsame Arbeit in einem starken Netzwerk sind – und das über den Horizont der eigenen Schule oder des Schulbezirks hinaus und sogar über Ländergrenzen hinweg.

Yohann Fleury, Koordinator Certi4Headmasters