Hinter der TFD-Familie liegen spannende Tage. Kurz vor Ende des ersten Teils der Sommerakademie stand der Alumni-Summit und der Alumni-Auftakt ins Haus. Neu-Alumna Juliane wirft für uns einen Blick zurück auf dieses intensive Wochenende, an dem es nicht nur ums Netzwerken und ums Feiern ging.

Am Sonntagabend sitze ich zu Hause und packe meinen Rucksack aus: das Programm vom Alumni-Summit, meine Seminarunterlagen zu den Themen Impact-Messung und Storytelling. Ich hänge mein Kleid zur Seite und packe die letzten Exemplare unseres Schülerbuches Egal, woher du kommst wieder in den Karton. Ich sortiere mich, ordne dabei meine Erinnerungen und Eindrücke und realisiere: Ich bin keine Fellow mehr.

Doch was war in den letzten 48 Stunden eigentlich passiert?

Am Freitagmittag gab ich dem Hausmeister der Erich Kästner-Schule in Bochum meine Schüssel zurück. Er fragte ein letztes Mal: „Und es gibt keine Chance, dass Sie doch noch bleiben?“ Ich verneinte und verabschiedete mich mit einem Lächeln. Doch Zeit für Wehmut war keine, denn kurz danach war ich mit meiner Projektgruppe zum Pizzaessen verabredet. Mit den elf neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern hatte ich in den letzten zwei Jahren besonders intensiv zusammengearbeitet. Über den normalen Deutschunterricht hinaus haben wir Bochumer mit zwei Fellows und Schüler*innen aus Gelsenkirchen und Düsseldorf das Buch „Egal, woher du kommst“ geschrieben. Nach unserer Veröffentlichung Ende Juni saßen wir zusammen, um die gemeinsamen Erfahrungen Revue passieren zu lassen. Der gemeinsame Nachmittag endete mit der festen Verabredung, dass wir uns wiedersehen. Doch ich wusste, es wird wohl eine Weile dauern, bis wir Zeit dafür finden. Aber die Gedanken mussten warten, wenn ich meinen Zug nach Bielefeld schaffen wollte…

Ein Wochenende für das TFD-Netzwerk

Das Wochenende war ganz der Alumniarbeit und der TFD-Familie gewidmet. Der Alumni-Summit stand unter dem Thema „Connecting Dots“. Teach First Deutschland schafft es, ganz unterschiedliche Menschen zusammenzubringen, die sich gemeinsam für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit einsetzen. Diese Diversität an Blickwinkeln, Hintergründen und Erfahrungsschätzen erlebe ich als einer der größten Stärken des Netzwerks, das sich um TFD spannt.

An diesem Wochenende gab es die geballte Power dieses Netzwerkes zu spüren: Alumni, aktive Fellows, Teammitglieder, Gesellschafter, Förderer und angehende Fellows kamen am Samstag an der Kuhlo-Realschule in Bielefeld zusammen. Alumni verschiedener Jahrgänge hatten mit Unterstützung von TFD und der Deutschen Post einen Tag organisiert, an dem wir gemeinsam lernen, wachsen und lachen konnten. Unter anderem gab es einen Markt der Möglichkeiten, auf dem Fellows und Alumni die Möglichkeit hatten, verschiedene Projekte, Initiativen und Ideen zu präsentieren. Gemeinsam mit meinen beiden Mitstreiter*innen beim Buchprojekt, Marius und Johanna, konnten wir dieses an einem Stand vorstellen. Daneben gab es auch Stände von beispielsweise den Joblingen, dem teamGLOBAL und den „Work Hard Get Smart“-Lerncamps. Doch ich hatte viel zu wenig Zeit alle Initiativen kennen zu lernen, denn mein nächster Termin war die Mitgliederversammlung von ProFellow e.V..

Unterstützung für Bildungsprojekte

ProFellow e.V. wurde von TFD-Alumni gegründet, um Bildungsprojekte zu unterstützen. Der Verein fördert diese finanziell und vor allem übernimmt er auch deren Trägerschaft, wenn sie außerhalb des Schulalltags stattfinden. Die Unterstützung durch ProFellow machte unser Buchprojekt genauso wie viele andere Projekte von Fellows erst möglich. Zudem hatten mich bereits zuvor die Professionalität und die Begeisterung aller Mitstreiter und Mitstreiterinnen beeindruckt. Daher wollte ich mich nun, als Alumna, auch selbst dort engagieren und stellte mich zur Wahl, um das Team Finanzen zu unterstützen. Und es hat geklappt! Im Namen des neugewählten Vorstandes bedanke ich mich daher an dieser Stelle bei allen Mitgliedern für ihr Vertrauen und freue mich auf die Zusammenarbeit und viele tolle Projekte in der Zukunft!

Ab der Mittagszeit stand ich dann vor der Qual der Wahl, welche der vielfältigen und spannenden Angebote ich mir genauer ansehen würde. Die Organisatoren und Organisatorinnen hatten ein fantastisches Programm zusammengestellt. Alumni boten vielfältige Workshops und Seminare zu den Themen Storytelling, Impactmessung, Verhandlungsführung, Design Thinking, Potentialentwicklung und Resilienz an. Ein weiterer Schwerpunkt war die Weiterentwicklung des Alumni-Netzwerks. Alle Teilnehmenden des Alumni-Summits waren herzlich eingeladen, die Zukunft des Netzwerks zu diskutieren. In der Aula erhielt zudem jede*r die Möglichkeit, ein kostenfreies Bewerbungsbild machen zu lassen oder sich im Gründercafé zum Thema Selbstständigkeit beraten zu lassen. Ich entschied mich schließlich für die Seminare zu Impactmessung und Storytelling. Dank der Hands-on-Mentalität und praktischen Übungen erhielt ich in beiden Themen einen intensiven Einblick und konnte mich gemeinsam mit den anderen Teilnehmenden ausprobieren und austauschen.

Die Eindrücke und Unterhaltungen des gesamten Tages waren elektrisierend. Es war wunderschön, Teil des geballten Tatendrangs und den kreativen Ideen innerhalb des TFD-Netzwerks zu sein. Es summte nur so um mich herum, als wäre ich in einen emsigen Bienenstock eingetaucht.

Aufnahme ins Alumni-Netzwerk

Mit dieser Energie starteten wir dann anschließend in den offiziellen Alumni-Auftakt. An diesem Abend wurden meine Fellow-Kolleg*innen und ich offiziell in das Alumni-Netzwerk aufgenommen. Unser Einsatz als Fellows bei Teach First Deutschland kam nach zwei Jahren symbolisch zum Ende. Ulf Matysiak, Geschäftsführer von Teach First Deutschland, begrüßte uns mit einer wichtigen Botschaft: Im Fokus stehen Haltung und Handlung. Diese beide Begriffe seien bezeichnend für den Fellow-Einsatz und unsere Arbeit als Alumni. Teach First Deutschland ist eine bunte Gemeinschaft, die von einer gemeinsamen Haltung geeint wird, sich für Bildungs- und Chancengerechtigkeit einzusetzen. Wichtig ist dabei, es nicht nur bei Gedanken und Debatten zu belassen, sondern auch ins Handeln zu kommen. Die Arbeit von Teach First Deutschland tut genau das: Wir beteiligen uns aktiv an Diskussionen über Bildung und Chancengerechtigkeit und darüber hinaus liefern wir eigene Beiträge durch Initiativen, Sozialunternehmen und unsere Lehrtätigkeit.

Michael Okrob, Gesellschafter von Teach First Deutschland und Geschäftsführer der START-Stiftung, griff den Gedanken in seiner Keynote auf und zeigte, dass Fellows die Prioritäten und das Selbstbild von Schüler*innen jeden Tag aufs Neue verändern. Der Weg zu mehr Chancengerechtigkeit ist jedoch oft ein steiniger Weg inklusive Umwege. Michael betonte Scheitern als Teil des Prozesses. Als Fellow scheitert man regelmäßig, wenn die eigenen Ziele groß sind und sich die Hürden manchmal allzu sehr aufzutürmen scheinen. Auch ich habe erlebt, dass Scheitern dazugehört und jede*r daran wachsen kann. Gerade diese eigenen Erfahrungen des Scheiterns haben mich zu einer besseren Lehrkraft gemacht. Die Bedeutung vom persönlichen Engagement für den Bildungserfolg von Jugendlichen unterstrich anschließend Alumnus Jan Zajíc in seiner Bildungsbotschaft. Humorvoll wurde es dann auch nochmal. Denn neben Erfolgen, die man feiert, und Niederlagen, aus denen man lernt, dürfen Humor und Lachen bei unserer Arbeit niemals fehlen. Wir, die Fellow-Klasse 2015, verpackten witzige und manchmal auch absurde Aussagen unserer Schüler*innen in einem Sketch. Damit feierten wir ein paar der lustigsten Highlights der letzten zwei Jahre und lachten auch herzlich über uns selbst.

Heimathafen Alumni-Netzwerk

Als ich also an diesem Sonntagabend zu Hause meinen Rucksack auspacke, sortiere ich auch in gewisser Weise mein Leben neu. Nach zwei wundervollen und herausfordernden Jahre an der Erich-Kästner-Schule freue ich mich auf neue Aufgaben. Denn es hat mich einfach gepackt: Chancen- und Bildungsgerechtigkeit werden mich auch außerhalb des Klassenzimmers weiter beschäftigen. Das Teach First Deutschlands Alumni-Netzwerk ist dafür mein Heimathafen, in dem engagierte Mitstreiter und Mitstreiterinnen, Unterstützung und spannende Ideen für neue Projekte auf mich warten.

 

 

 

 

Autorin: Juliane Seumel ist Alumna. Als Fellow der Klasse 2015 war sie an der Erich-Kästner-Schule in Bochum eingesetzt.