Man muss das Rad nicht immer neu erfinden: In unserer Kategorie „HOW TO“ teilen #Fellows ihre Praxiserfahrungen und Methoden. Unsere Fellows arbeiten an Schulen in herausforderndem Umfeld – manche an Grundschulen, andere an weiterführenden Schulen oder Berufskollegs. Im Leadershipprogramm von Teach First Deutschland bekommen sie vielfältige Tools und Methoden an die Hand, um die Schülerinnen und Schüler zu selbstständigem Lernen zu motivieren und verschiedene Lernstände zu berücksichtigen.
Ein Beitrag von Martina Sauer

Martina Sauer ist #Digifellow 2019-2021 an einer Gesamtschule in Dortmund, NRW. Ihr Einsatz wird durch die RAG-Stiftung gefördert.
„Frau Sauer, sagen Sie mir schnell, was will ich mal werden?“ Das flüstert ein Schüler mir zu, als ihn seine Lehrerin fragt, wie er sich denn seine Zukunft so vorstellt. Für die meisten meiner Schülerinnen und Schüler ist die Frage nach der Zukunft eine der Anstrengendsten. Im Schulalltag bleibt wenig Platz für selbstbestimmte Überlegungen zum Thema „Wie will ich leben und arbeiten?“.
Darum haben wir uns – meine Schülerinnen und Schüler sowie ich – solange es Corona noch zuließ, in Kleingruppen versammelt, um gemeinsam über ihre Zukunft nachzudenken. Für mich erklärte Ziele des Projekts waren:
#Selbstbewusstsein
Die Schülerinnen und Schüler reflektieren über sich und machen sich ihre Stärken bewusst
#Gendersensibilität
Die Schülerinnen und Schüler sind sensibilisiert für den möglichen Einfluss von Gender-Stereotype auf die Berufswahl
#Digi-Kompetenz
Die Schülerinnen und Schüler kennen Webseiten, auf denen sie sich zu Berufen informieren können, und können diese für sich nutzen. Zudem sind sie in der Lage, eine digitale Bewerbung zu verfassen.
…und noch ein von den Schülerinnen und Schülern selbst erklärtes Ziel: #Spaß
Wir haben Spaß daran, uns mit unserer Zukunft zu beschäftigen!
„Frau Sauer, sagen Sie mir schnell, was will ich mal werden?“

Soweit der Plan.
Jedes Treffen unserer kleinen Arbeitsgemeinschaft verlief anders. Aber einen kleinen Einblick möchte ich gerne geben: Spaß gemacht (und somit zu Ziel #Spaß beigetragen) hat vor allem eine kleine Übung zum Einstieg, die sogenannte „Warme Dusche“.
Dafür setzen sich je zwei Schülerinnen und Schüler zusammen.
Zuerst sagt Schüler A fünf Dinge zu Schülerin B, die er an ihr mag, oder von denen er vermutet, dass sie Schülerin B gut kann. Das kann so etwas sein wie „Es macht Spaß, dein Nebensitzer zu sein“, „Mathe checkst du immer schneller als ich“, oder „Ich find’s cool, dass Du Fußball spielst“. Schülerin B lauscht einfach und darf vorerst nicht reagieren.
Anschließend werden die Rollen gewechselt.
Am Ende gibt es eine Reflexion dazu, wie es sich angefühlt hat, in positiven Aussagen über die eigene Person gebadet zu werden.
Das Strahlen in den Augen der Schülerinnen und Schüler nach der Übung war wunderbar! „Das hat sich schon voll gut angefühlt irgendwie… halt mal so was über sich zu hören, so.“
Fand ich auch! Und am Ende der Einheit waren ein paar Ideen mehr zur Frage „Was könnte ich denn überhaupt machen?“ auf dem Zettel.
Inzwischen findet (wegen Corona) der Austausch eher online und in Einzelgesprächen statt. Dann gehe ich mit der Schülerin oder dem Schüler durch, wo sie/er gerade in ihren/seinen Zukunftsüberlegungen und mit dem Bewerben steht. Unsere Gespräche geben Struktur und helfen dranzubleiben. Es gibt auch Widrigkeiten: schlechtes Internet zuhause, die kleinen Geschwister, die während unserer Online-Konferenz im Hintergrund lautstark mit der Mutter diskutieren, kein digitales Endgerät mit Schreibprogramm…. aber wir bleiben dran! Und ich drück die Daumen, dass meine Schülerinnen und Schüler trotz Corona und den ohnehin teils schwierigen Bedingungen den Mut behalten.