An den heißesten Tagen des Sommers hat Fellow Nina eine ganz eigene Erklärung für die hohen Temperaturen. In diesem Beitrag verrät sie uns, was die Sommerakademie und die Fellows des neuen Jahrgangs damit zu tun haben.
Es ist der Sommer 2018 und eine Hitzewelle zieht über Europa. Man munkelt vom Klimawandel und einer neuen „Heißzeit“ – aber ich kann euch sagen, was wirklich los ist. Denn ich war dabei, im Epizentrum der Wärme, wo die Köpfe rauchten und die Herzen glühten und eine Energie freigesetzt wurde, die wohl jeden Klimaforscher rätseln lässt. Ich war dabei – auf der Sommerakademie 2018, wo es im zweiten Teil noch heißer herging als vor der Pause, wo „turning up the heat“ nicht nur Steuerungstoolphrase war, sondern gelebte Realität! Ein bisschen was möchte ich euch davon erzählen.
„Redet ihr gerade übers Schwitzen…?“ fragte eine Fellow in die Runde und löste damit nicht einmal irritierte Blicke aus, so sehr konnten wir das alle bejahen. Es war der Teil der Sommerakademie gekommen, für den wir unsere Casual Business Outfits eingepackt hatten und natürlich waren gerade an diesen Tagen die Temperaturen quasi rund um die Uhr auf über 30°C. Aber davon haben wir uns nicht aufhalten lassen! Auch wenn beim Outfit hier und da ein bisschen geschummelt wurde – und die Seminarleiterinnen und Seminarleiter die „Schuhe aus!“ erlaubt hatten, im Beliebtheitsranking ganz vorne standen – haben wir uns voll in die Workshops gestürzt. Ich fand das wahnsinnig spannend. Endlich hatten wir die Möglichkeit, von externen Partnern und Förderern sowie aktuellen Fellows und Alumni zu lernen, wie wir unseren Schulalltag konkret gestalten können.
Mir war gar nicht bewusst, wie viele Projekte, Vereine und Organisationen es gibt, die Angebote für Schulen und Lehrkräfte machen und in aller Regel kostenlose Unterstützung, Materialien oder sogar ganze Workshops und Projekte anbieten. Von Klassikern wie „Jugend Forscht“ und „Jugend Debattiert“ über Bewerbungstrainings mit Firmen, Plattformen zu digitaler Mündigkeit und Angeboten zu Diversity im Klassenzimmer, bis hin zu „Selbsterfahrung durch Reisen“ und „5 Minuten Mathe“ war die Palette so breit gestaltet, dass wir gar nicht aufhören konnten uns gegenseitig zu berichten, was wir da gerade Neues erlebt und gelernt hatten. Unsere Köpfe rauchten beim Knobeln und Tüfteln an spannenden Aufgaben und beim Ausprobieren neuer Methoden. Aber auch wir haben andere zum Schwitzen gebracht – vor allem die Fellows der Klasse 2017 und Alumni, die wir mit unzähligen Fragen gelöchert haben und die bei der „Fuck-up-night“ teils lustig und teils sehr dramatisch von gescheiterten Versuchen und ihren größten Herausforderungen berichtet haben.
…mit glühenden Herzen
Für mich ist auch persönlich viel passiert. Nun, im zweiten Teil der Sommerakademie, waren wir nämlich nicht mehr nur ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der zwar darin geeint ist, die Welt ein kleines bisschen besser machen zu wollen, aber sich erstmal noch kennen lernen muss. Nein, wir waren Freunde geworden, haben sehr persönliche Momente geteilt, uns auf engstem Raum intensiv miteinander und mit uns selbst auseinandergesetzt. Was dabei passiert ist, kann ich kaum in Worte fassen – und das passiert mir wirklich selten. Es hat sich eine Kultur des Positiven entwickelt, wo wir Stärkenorientierung und Achtsamkeit nicht nur als theoretische Konzepte erarbeitet, sondern immer mehr gelebt haben. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Komplimente bekommen, wie in der letzten Woche der Sommerakademie, noch nie so offen neuen Menschen vertraut und mich noch nie so sehr als Teil einer Gemeinschaft gefühlt.
Der gegenseitige Respekt füreinander, die Reflektion über die eigenen Stärken und Bedürfnisse und der ehrliche Umgang miteinander geben mir einen enormen Rückhalt. Ich weiß, dass die nächsten zwei Jahre voller Herausforderungen sein werden und ich immer wieder über meinen Schatten und aus meiner Komfortzone springen muss. Aber ich weiß auch, dass ich dabei nicht alleine bin und ich in ein Netzwerk integriert bin, dass mich so akzeptiert wie ich bin und dazu bereit ist für mich einzustehen und mich aufzufangen. Mein Herz glüht vor Liebe und Freundschaft, stärkenden Worten und stützenden Umarmungen. Mit der Wärme dieses Sommers brauche ich keinen Winter fürchten.
…mit unbändiger Energie
Und nun stehen wir da und bersten vor Energie, wollen endlich alles umsetzen. Jeden Morgen haben wir in Mirco-Teachings geübt, Lernen und Unterricht zum Erlebnis werden zu lassen. Wir haben geschwitzt und geackert, um mit Warm-Ups die Schülerinnen und Schüler – freundlich-pubertär vertreten durch unsere Fellow-Kollegen – zu aktivieren und zu motivieren. Symptomatisch für unsere allgemeine Überhitzung war, als wir in der Rolle von Schülerinnen und Schülern einen Beispielsatz zu der Frage „Was hast du letztes Wochenende gemacht?“ schreiben sollten und acht von zehn Fellows angaben, schwimmen gewesen zu sein. Da war wohl der Wunsch Mutter des Gedanken! Im brüllend heißen Versammlungssaal unterm Dach des Familienzentrums haben wir uns mit Kinder- und Schulrecht, traumapädagogischen Ansätzen und unzähligen Angeboten der Kooperationspartner wappnen lassen. Wir haben uns ausgetauscht und angesteckt mit Begeisterung für die Sache und nicht nur in den Barcamps unser Wissen und unsere Talente geteilt, um uns gegenseitig für einen guten Start zu inspirieren.
Mit einer soliden didaktischen Basis, viel Mut und tausend Projektideen bin ich nun gespannt, was der Fellow-Alltag für mich bereithält. Wie wird es sein, tatsächlich vor einer Horde Teenager zu stehen und mein Bestes zu versuchen, auch sie zum Brennen zu kriegen, für ihren eigenen Erfolg und für eine positive Zukunft? Wo werde ich stehen, im Lehrerzimmer, in einer neuen Stadt, als jemand die eigentlich viel theoretisch arbeitet? Was für Erfolge kann ich wirklich erzielen und woran werde ich scheitern? All das wird sich wohl erst beantworten lassen, wenn etwas Ruhe und Alltag eingekehrt ist. Aber ich trage eine Flamme in mir, die dieser Sommer im Epizentrum der Hitzewelle entfacht hat. Ich freue mich drauf und wünsche mir nichts mehr, als dieses Leuchten zu teilen.
Nina Siemer ist Fellow des Jahrgangs 2018 in Hamburg.