Mit zahlreichen frischen Ideen und Gedanken ist Umut Savac, Alumnus und Regionalleiter Nord, von der globalen Alumni-Konferenz von Teach for All zurückgekommen. Hier erzählt er von seinen Eindrücken und was seiner Ansicht nach Alumni-Sein bei Teach First Deutschland bedeutet.

Es gäbe so viel zu berichten, denn die Eindrücke und Erfahrungen in dieser vollgepackten Woche waren so intensiv, dass ein kurzer Beitrag nicht reicht, um alle Aspekte wiederzugeben. Immer noch klingen manche Gespräche nach, kommen Gedanken wieder auf und vervollständigen sich zu einem klareren Bild.

Aber bevor ich anfange, das Wichtigste zu umreißen, nochmal zurück zum Start. Worum geht es überhaupt? Gemeinsam mit Thea Link, Alumna der Klasse 2012, durfte ich Anfang Februar Teach First Deutschland auf der globalen Alumni-Konferenz repräsentieren. Über hundert Bildungsbotschafter aus mehr als vierzig Nationen waren vor Ort, um ihre Erfahrungen auszutauschen, gemeinsam über Lösungen für lokale Herausforderungen nachzudenken und um voneinander zu lernen.

Dabei möchte ich eine Sache vorrausschicken: Alle Organisationen unter dem Dachverband Teach For All haben ihre Herausforderung, nirgendwo läuft alles rund und selbst die großen, sehr erfolgreichen Partner haben Schwierigkeiten, beispielsweise aus den Alumni eine echte Bildungsbewegung zu formen. Gleichzeitig gibt es überall im Netzwerk großartige Beispiele, wo Alumni Leadership beweisen, sich Themen und Projekten widmen und Großes bewegen.

An eine Sache sollten wir alle uns nämlich immer wieder erinnern:

„This is a life long committment“

Und nach den zwei Fellow-Jahren geht es erst richtig los! Wir alle haben uns für ein Programm entschieden, wo von vornherein klar war, dass es nach den zwei Jahren weitergehen muss und wird. Sich zwei Jahre für Schüler*innen und Eltern in benachteiligten Schulen einzusetzen ist eine gute Sache. Es kann das Leben Einzelner in bessere Bahnen lenken. Von einer systematischen Veränderung in Deutschland dahin, dass jedes Kind die Schule mit einem Schulabschluss und den Glauben an den eigenen Erfolg verlässt, ist man damit jedoch noch weit entfernt. Erst durch die zweite Säule des Programms, dem Bildungsbotschafterprogramm, kann die Vision von TFD tatsächlich erreicht werden.

Doch wer trägt die Verantwortung für diese zweite Säule? Die Alumni oder das Programm? Diese Frage wurde immer wieder diskutiert, es gibt verschiedene Ansätze und Ideen, doch eine Erkenntnis ist sicher. Überall wo Alumni Erfolgsgeschichten angestoßen und umgesetzt haben, haben sie es gemacht, weil sie es so wollten, nicht weil das Programm oder die Programm-Verantwortlichen es ihnen aufgetragen haben. Unsere Organisationen haben einen klaren Auftrag, sie helfen uns in den zwei Jahren als Fellows, das Problem der Bildungungerechtigkeit erst richtig zu verstehen. Jeder weiß um die Abhängigkeit des Bildungserfolg vom sozialen Status, aber wie massiv die Benachteiligung ist, wie komplex die verschiedenen Einflüsse auf individueller und systemischer Ebene sein können und wie groß die Dringlichkeit eigentlich ist, haben wir alle erst durch unseren Einsatz erfahren. Häufig führen diese Erfahrungen zu Frust, aber manchmal entstehen auch Dinge, die niemand für möglich gehalten hätte.

Gemeinsam für ein Ziel

Doch viel wichtiger als die Taten der Einzelnen sind und waren die Chancen, die entstehen, wenn wir als Kollektiv agieren. Zahlreiche positive Beispiele konnten wir alle am dritten und vierten Tag der Konferenz sehen und erleben, als Teach For America im Anschluss an unsere Konferenz ihr 25-jähriges Jubiläum mit über 15.000 geladenen Gästen gefeiert hat. Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben, wie es ist, wenn über 15.000 bildungsbegeisterte Menschen sich an einem Ort versammeln, um gemeinsam über Chancen und Möglichkeiten zu sprechen, Erfahrungen und Wissen austauschen und gemeinsam für ein Ziel kämpfen.

25 Jahre haben in den USA mittlerweile eine Community von über 50.000 Menschen hervorgebracht, über 20.000 davon arbeiten aktuell an Schulen und haben unterschiedlichste Positionen eingenommen. Es gibt zahlreiche Politiker, Funktionäre und hunderte Organisationen, die sich zusammengeschlossen haben. Das Problem der Bildungsungerechtigkeit an sich hat sich in dieser Zeit leider nicht deutlich reduziert. Aber das Wissen, der Mut, die Zuversicht ist stärker denn je.

Für Wendy Kopp (Gründerin von TFA und CEO von Teach For All) ist die größte Erkenntnis aus den vergangenen 25 Jahren, Veränderungen als etwas Lokales zu begreifen. „Change is local!“, aber auch „Leadership is local!“ wie sie mehrfach betonte. Daher möchte ich alle Bildungsbotschafter in Deutschland dazu aufrufen, die Augen zu öffnen, um das Leadership-Potenzial um sich herum zu entdecken:

Unleash the leadership around you“

Denn Veränderungen entstehen vor Ort!

 

Autor: Umut Savac ist Alumnus und Regionalleiter Nord in Hamburg.