Mathematik ist kompliziert. Es versteht kaum einer. Da sind sich die Schüler*innen von Fellow Jacqueline einig. Und sie sind sich einig, dass sie eine Extrastunde Mathe haben wollen – und zwar bei ihr.

Der Mathelehrer ist krank. Ich bin eh in der Klasse drin. Nur diesmal bin ich das das erste Mal alleine mit einer ganzen Klasse. Eigentlich sind wir bei der Klasse mit unserem Latein am Ende. Fünf Schüler*innen tragen diesen Unterricht regelmäßig. 25 schweigen oder liegen mit dem Kopf auf den Tisch. Was mache ich nur? Ich frage die Schüler und Schülerinnen erst einmal, was sie letzte Stunde gemacht haben als ich zwei neue Schüler auf den Stand des Unterrichts gebracht habe. Macht es Sinn, daran anzuschließen? Ich frage, wer eigentlich die Grundlagen des Themas verstanden hat. Antwort: Fünf. Natürlich die Fünf, die auch den Unterricht tragen. Gut, vergiss das Buch, vergiss den Plan, wir fangen von neu an! Alle Schülerinnen und Schüler reagieren laut: „Danke!“ Gut, dass ich eine Einführungsstunde zum Thema gerade erst in einer anderen Klasse hatte und noch drauf habe, wie ich mit dem Thema anfange. Dann die Überraschung: etwa 15 Schüler zeigen nun regelmäßig auf! Die noch größere Überraschung: Ein Schüler sagt am Ende zur Stunde zu seiner Nachbarin: „Das erste Mal hat Mathe Spaß gemacht!“

Was mache ich anders?

Diese besagte Stunde baute an sich nur auf eines auf: Eine für die Schüler*innen lebensnahe Geschichte mit einer Aufgabenstellung, die lösbar ist – und die Gleichung herleitet, die keiner so richtig verstehen will. Das war fast alles. Der Zauber wird perfekt, wenn man noch viel Geduld und einfache Worte mitbringt. Alle meine Klassen fragen immer wieder nach. Ich erkläre teilweise dreimal der gleichen Person die gleichen Sachen. Das tue ich ohne Vorwürfe. Stattdessen versuche ich immer und immer wieder andere Worte zu wählen und die Fachsprache zu erklären, bevor ich sie verwende. Wenn die Worte letztes Mal dazu nicht passend waren, dann hilft es kaum, die gleichen wieder zu verwenden. Die Schüler und Schülerinnen fragen mich gerne und ihre Rückmeldung ist klar: „Bei Ihnen verstehen wir das!“. Das größte Lob: Sie fragen nach Förderstunden bei mir. Sie hoffen, dass sie den Förderstunden zugeteilt werden. Ist das Fördern freiwillig, bleiben sie auch freiwillig. Sie wundern sich, dass die Stunde bereits vorbei ist und letztendlich glauben sie daran, dass ich ihnen von ihren Fünfen weghelfen kann.

Gibt es keine methodischen „Wunder“?

Ich versuche tatsächlich so häufig wie möglich, Methoden zu verwenden, die wach machen. Also nicht einfach: Buch auf Seite 16 aufschlagen und Aufgabe 3 a-d bearbeiten. Stattdessen gibt es auch mal Puzzles und Memorys oder Spiele mit Partnern. Aber auch ohne all das funktioniert es. Meist reicht es, wenn man zur Erklärung einfach ein Beispiel verwendet, das mit der Lebenswelt der Schüler und Schülerinnen zu tun hat und irgendwie Sinn macht. Das ist im Mathebuch leider häufig nicht so. Und Geduld und allerlei einfache Erklärungen mitbringen hilft auch einfach mehr als ein Haufen tolle Methoden, die den Schülern zwar Spaß machen, aber trotzdem nicht klar machen, wozu man das jetzt eigentlich braucht und wie man das macht.

Also geht der Mathespaß weiter mit lebensnahen Beispielen, Geduld und einfachen Worten!

 

 

Autorin: Jacqueline Langer ist Fellow der Klasse 2017 in Köln. Sie arbeitet schwerpunktmäßig mit Schülern und Schülerinnen der Klassen 9 und 10. Zuvor hat sie Biologie in Köln und den Niederlanden studiert, sowie als Umweltpädagogin und OGS-Betreuerin Berufserfahrung gesammelt.