An Schulen brauchen wir digitale Kompetenzen, um Kinder und Jugendliche fit für den Umgang mit Apps&Co. zu machen. #Digifellow Elizabeth dachte sich: Warum machen wir die jungen Menschen nicht einfach selbst zu diesen Profis?
Medienscouts im Einsatz: In der Mittagspause zwischen den Schulstunden geben Schülerinnen und Schüler ihr Wissen zu Mediennutzung an ihre Klassenkameraden weiter – und sogar an ihre Lehrkräfte und Eltern. Die Idee dazu hatte #Digifellow Elizabeth. Sie arbeitet an der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule in Minden an „Bildungsgerechtigkeit im digitalen Zeitalter“, einem Pilotprojekt, das gemeinsam mit der RAG-Stiftung entwickelt wurde:
#digitalebildung. Warum nicht die Schülerinnen und Schüler selbst zu Profis machen?

Vorteile meines Einsatzes als Fellow sind die gute Vernetzung und der gemeinsame Austausch unter uns Fellows und Alumni. In Nordrhein-Westfalen finden zum Beispiel regelmäßig sogenannte Trainer-und-Fellow-Treffen (TuFTs) statt. Sie frischen nicht nur das im Alltag schnell in Vergessenheit geratene Wissen auf, sondern inspirieren auch mit kleinen Impulsen, weiter an den eigenen Projekten und Zielen zu arbeiten. Kleinere Krisen oder Rückschläge bekommen durch rege Ideen auf einmal Auftrieb und werden wieder zu realen Möglichkeiten.
Als eine von der RAG-Stiftung geförderte #Digifellow hatte ich die Möglichkeit, mit einem Lehrerkollegen ein Digi-TuFT im Innovation Center von Accenture in Essen zu besuchen. Nach anfänglichen Impulsvorträgen zur Mitgestaltung digitaler Transformation für Schülerinnen und Schüler, folgte das BarCamp „Digitale Bildung“. In diesem Format geht es um den inhaltlichen Austausch und gemeinsame Diskussionen. In lockerer Atmosphäre konnten sich Alumni, Lehrkräfte und Fellows Kurzvorträge von anderen Fellows und Alumni anhören und bei Bedarf dazwischen hin- und herwechseln. Ich habe die Möglichkeit genutzt, mein Projekt Medienscouts vorzustellen. Neben der dauerhaften Etablierung sollen die acht Schülerinnen und Schüler nach dem Ansatz Peer-Education als Medienexpertinnen und -experten, Wissen an Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern an der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule in Minden weitergeben. Mein Wunsch war es, auch anderen Fellows und Lehrkräften Impulse für die Etablierung eines solchen Projekts zu geben. Bereits mit unserem Mittagsangebot „kahoot-Quiz und Mario-Kart-Turnier” vermitteln die Medienscouts den Schülerinnen und Schüler selbstständig niedrigschwellig Wissen zur Mediennutzung. Vor dem Hintergrund des Medienkompetenzrahmens, der spätestens im Schuljahr 2019/20 auch eine mediale Ergänzung der Lehrpläne betrifft, bietet die Beratung der Medienscouts eine Chance, Medienkompetenz zusätzlich im Rahmen der Erziehung und Didaktik (Methoden-/Medientage) zu fördern.
Durch das beinahe natürliche Aufwachsen der jetzigen Schülerinnen und Schüler mit technischen und digitalen Hilfsmitteln in unserem Zeitalter, ist die Hemmschwelle für ihre Nutzung sehr gering. Das bringt eine Menge neuer Möglichkeiten mit sich. Schülerinnen und Schüler können aktiver, differenzierter und für sich wahrscheinlich auf eine modernere Art und Weise arbeiten. Stärker für ihre Rechte zu kämpfen und sich durch Aktionen wie „Fridays for Future“, politische Beiträge von Rezo oder gestartete Petitionen gegen Abi-Klausuren als Teil der Gesellschaft zu sehen, fördert ihre Partizipation.

Als Profis in digitaler Bildung geben die Medienscouts ihr Wissen an ihre Klassenkameraden weiter.
Trotz der vielen Möglichkeiten, wird gerade der sichere Umgang im Netz noch stiefmütterlich behandelt. Viele Jugendliche sind sich möglicher Gefahren aufgrund fehlender oder zu später Aufklärung nicht bewusst. Was einmal im Netz ist, verbleibt im Gegensatz zu Arbeitsblättern nicht selten ewig. Auch Benutzerkonten oder eigene Endgeräte beispielsweise durch Passwörter sicher zu schützen, ist etwas, worauf auch Erwachsene selten achten. Bis das aus meiner Sicht elementare Fach „Medien” eigenständig an allen Schulen eingeführt wird, ist es wichtig, bestehende Infrastrukturen zu nutzen und kleinere Projekte im fachlichen Rahmen unterzubringen. Sei es in Deutsch eine kleine Umfrage mittels Tablets zu erstellen oder in Wirtschaft für berufliche Bewerbungen über die Grundlagen von Word ein Anschreiben zu verfassen.
Dafür braucht es allerdings eine gute Qualifizierung der Lehrkräfte und ein generelles Verständnis, mit was sich die Jugendlichen von heute beschäftigen. Auch Eltern sind sich oft nicht bewusst, warum und wie ihr Nachwuchs sich gerade mit Apps wie TikTok, Snapchat und Co. beschäftigt. Hier könnten Medienscouts in naher Zukunft einen Informationsabend für Eltern organisieren und aufklären, welche Apps gerade häufig genutzt werden. Mikro-Fortbildungen während der Mittagspause als Pendant für Lehrkräfte stehen auch auf dem Plan. Ein persönliches Ziel von mir ist ein noch zu erarbeitender Überblick über die Kenntnisse digitaler Apps und Tools von Lehrkräften. Dies nützt Schülerinnen und Schülern, da Lehrkräfte selbstbestärkt neue Möglichkeiten im Unterricht ausprobieren. So zieht sich am Ende ein roter Faden vom Unterrichtseinsatz über die Förderung von Medienkompetenz bis hin zu einem erfolgreichen Medienkonzept durch – und bereichert damit auch das gemeinsame Arbeiten von Lehrkräften mit Schülerinnen und Schülern!
Elizabeth Adjei-Acheamfour
