Ende Mai fand deutschlandweit der Diversity Tag statt. Die Fokusschüler*innen von Nina haben auch mit einer Aktion daran teilgenommen. Sie organisierten einen multikulturellen Pausenspaß, bei dem es Essen aus ihren Herkunftsländern gab, sie den Gästen ihre Heimat und ihre Sprachen näherbrachten und sich alle über Vielfalt austauschten.
Als Fellow von Teach First Deutschland gehört es zu meinem Profil, den Schüler*innen unter anderem Projektmanagement näher zu bringen und ihr Selbstbewusstsein sowie ihr Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken. Denn Schüler*innen aus sozioökonomisch schwachen Strukturen blicken oftmals mit einem geringen Selbstwertgefühl und einer Perspektivlosigkeit hinsichtlich ihrer eigenen Entwicklung in die Zukunft. Neuzugewanderte Schüler*innen haben des Weiteren tagtäglich mit einer Sprachbarriere zu kämpfen: Ein fremdes Land, eine unbekannte Kultur und ein noch zu durchdringendes Schulsystem – und das alles in einer anderen Sprache. Das sind sehr viele neue Eindrücke und Anforderungen, die da an die Schüler*innen herangetragen werden.
Komm ich zeig dir meine Heimat
Dieser Herausforderung haben sich vier Schüler*innen mit unterschiedlichen Herkunftsländern gemeinsam mit mir seit Februar 2017 in dem Projekt „Komm ich zeig dir meine Heimat“ gestellt. Dort haben sie sich zunächst mit dem Ankommen in Deutschland und der deutschen Sprache beschäftigt. Daraus entwickelte sich bei den Schüler*innen der Wunsch, ihre Heimat und ihre Muttersprache auch den Mitschüler*innen und dem Schulpersonal näherzubringen und in einen Austausch zu kommen. Ziel war eine Pausenaktion, die am diesjährigen Diversity Tag stattfinden sollte. Sie begannen sich also damit auseinanderzusetzen, welche Wörter in ihren Muttersprachen in ihren Augen wichtig sind für eine erste Verständigung und fragten sich, welche sie selbst gerne schon gekannt hätten bevor sie nach Deutschland kamen. Dabei kam der Gedanke bei einer Schülerin auf, dass Sprache alleine nicht ausreicht, um sich in einem neuen Land zurechtzufinden: Essen, Musik und die Geschichte eines Landes seien auch sehr wichtig. Also recherchierten die vier Schüler*innen weitere Informationen über ihre Heimatländer, verglichen Musikstile, tauschten Rezepte aus und probierten auch das ein oder andere Gericht.
Am 30. Mai war es dann soweit: Gemeinsam mit ihren Mitschüler*innen der Willkommensklasse luden meine Projektteilnehmer*innen zu einem „Multikulturellen Pausenspaß“ in ihren Klassenraum ein. In allen großen Pausen boten sie der Schülerschaft und dem Schulpersonal kleine Köstlichkeiten aus Ländern wie Syrien, der Türkei, Albanien und Italien an, es wurde Musik aus der ganzen Welt gespielt und in einer Sprachecke konnten in einem Crashkurs erste Sätze in den Herkunftssprachen der Schüler*innen gelernt werden. Zusätzlich gab es die Möglichkeit, sich in einem Schreibgespräch mit dem Thema Vielfalt auseinanderzusetzen.
Die Snacks wurden knapp
Die Aktion wurde von der gesamten Schülerschaft sehr positiv aufgenommen: bereits in der ersten großen Pause bildete sich eine Schlange vor dem Klassenraum die bis zur Treppe reichte – und die Snacks wurden knapp. Und auch die eine oder andere Lehrperson kam vorbei um beispielsweise die Lieblingskekse aus Syrien zu kosten.
Durch diese Möglichkeit des kulturellen Austauschs, der im Schulalltag sonst oft zu kurz kommt, konnten die Schüler*innen nicht nur klassen- und jahrgangsübergreifend in Kontakt kommen. Auch konnte das Verständnis von Vielfalt an der Schule positiv verstärkt werden. Alle Schüler*innen meiner Einsatzschule, egal ob Veranstalter*in oder Gast des „Multikulturellen Pausenspaß“ waren sich am Ende des Tages einig, dass dieses bunte Pausenprogramm eine tolle Sache ist und baldmöglichst wiederholt werden soll.
Autorin: Nina-Vanessa Warnecke ist Fellow an der Gesamtschule Weierheide in Oberhausen. Dort arbeitet sie schwerpunktmäßig mit Kindern mit Fluchterfahrung.