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Sonja Köpke stellt sich als neue Geschäftsführerin vor
„Vor zehn Jahren legte mir der damalige Fellow Dominik Dresel eine Stellenausschreibung als Trainerin bei Teach First Deutschland auf meinen Tisch im Lehrerzimmer. Darauf ein rosa Post-It: „Dein neuer Job?“ Die meisten Leute hielten mich für verrückt, dass ich den Schuldienst verlassen habe. Doch bis heute bin ich tief überzeugt und immer wieder aufs Neue begeistert von dem, was unsere Fellows an Schulen in herausfordernder Lage leisten. Als Geschäftsführerin möchte ich unsere Mission, Menschen zu finden, die bereit sind, Schüler:innen zum Erfolg zu führen und sich für ein gerechtes Bildungssystem einzusetzen, weiterentwickeln und neue Wege finden, um Bildungsungerechtigkeit in unserer Gesellschaft zu überwinden. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit unseren öffentlichen und privaten Partner: innen und Förder:innen und bedanke mich herzlich für die jahrelange Unterstützung bei unserer Arbeit für unsere Schüler:innen“, sagt Sonja Köpke.
Türen öffnen

Dr. Simone Bagel-Trah (Fotocredit: Henkel AG & Co. KGaA)
Dr. Simone Bagel-Trah ist Aufsichtsratsvorsitzende und Vorsitzende des Gesellschafterausschusses des Henkel-Konzerns und betreut seit 2021 Fellows von Teach First Deutschland als Mentorin. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen und der Begleitung der Fellows.
Frau Dr. Bagel-Trah, was hat Sie dazu bewegt, Mentorin im Leadership Programm zu werden?
Wir müssen Bildung in Deutschland gerechter und zugänglicher gestalten und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft durch Bildung fördern. Genau hier setzt Teach First Deutschland an. in meiner Rolle als Vorstandsvorsitzende der Fritz Henkel Stiftung verfolge ich die Fortschritte und Projekte von Teach First Deutschland bereits seit fast zehn Jahren. Es ist beeindruckend zu sehen, was für einen Unterschied die jungen, engagierten Lehrkräfte an den Schulen machen können. Die Fellows tragen dazu bei, dass Schüler:innen aus sozial herausforderndem Umfeld motivierter sind, mehr lernen und in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden.
Worin sehen Sie Ihre Aufgabe als Mentorin?
Ich möchte „meine Fellows“ begleiten und unterstützen. Mir ist es ein persönliches Anliegen, diesen jungen Menschen, die mit so viel Herzblut und Engagement arbeiten, etwas zurückzugeben, ein offenes Ohr für ihre Fragen und Ideen zu haben und etwas von meinen Erfahrungen weiterzugeben. Als Mentorin möchte ich sie ermutigen, ihre Ziele zu erreichen und ihnen beratend bei Herausforderungen zur Seite stehen. Durch unsere gemeinsamen Gespräche helfe ich ihnen herauszufinden, worin ihre Stärken liegen und welche Wünsche sie für ihre berufliche Laufbahn haben. Wir sprechen auch über Herausforderungen und Lösungswege.
Wie begleiten Sie Fellows von Teach First Deutschland ganz konkret während des Programms?
Zu Beginn des Mentorenprogramms findet ein Erstgespräch zwischen Mentor:in und dem Fellow statt, um einander kennenzulernen und über Erwartungen, Ideen und Wünsche zu sprechen: Vertrauen auf beiden Seiten spielt eine wichtige Rolle. Das Engagement „meiner“ Hochschulabsolventin hat mich nachhaltig inspiriert, und wir haben schnell zueinander gefunden. Seit nunmehr sieben Monaten treffen wir uns regelmäßig, um alles Wichtige zu besprechen.
Wohin kann die Reise für die Fellows im Anschluss an das Programm gehen?
Die Fellows lernen, dass ihre Unterstützung nicht nur den Schüler:innen hilft. Auch sie selbst können ihre eigenen Stärken entdecken und weiterentwickeln. Insofern öffnen die Fellows durch ihre Arbeit nicht nur Türen für andere, auch ihnen stehen dank der gesammelten Erfahrungen danach viele Türen offen – unabhängig davon, ob ihr beruflicher Weg sie in den Bildungssektor führt oder ob sie an ganz anderer Stelle wirken werden.
Alumni:ae-Netzwerk: Was macht eigentlich…

(Fotocredit: Sedat Mehder)
Die Hälfte der Afrozensus-Befragten geben an, dass ihr Kind aufgrund rassistischer Zuschreibungen in der Schule schlechtere Noten als andere Kinder bei gleicher Leistung bekommen:

Daniel Gyamerah?
Als studierter Politik- und Verwaltungswissenschaftler (BA Uni Konstanz & MA Hertie School of Governance) war Daniel Gyamerah bisher u. a. für die deutsche Botschaft in Accra und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung tätig. Während seiner Zeit als Fellow war er von 2013-2015 an der Hedwig-Dohm-Oberschule in Berlin/Moabit im Einsatz. Seit 2015 ist er nun bei Citizens For Europe (CFE) und heute als Bereichsleiter für die Themen angewandte Forschung und strategische Beratung in den Bereichen Diversität, Inklusion und Anti-Diskriminierung zuständig.
Doch was Daniel zweifellos noch mehr auszeichnet als seine beruflichen Stationen ist sein Engagement für Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Menschen in Deutschland. Seit vielen Jahren ist er bei Each One Teach One (EOTO) e.V. aktiv. Aus dem kleinen Freiwilligenprojekt ist seither eine der größten Empowerment Organisationen in Deutschland entstanden, die Daniel heute als Vorstand begleitet. Each One Teach One ist ein Community-basiertes Bildungs- und Empowerment-Projekt in Berlin, das u.a. über eine Bibliothek mit über 7.000 Büchern verfügt und auch ein großes Jugendteam hat.
Der Afrozensus führt Daniels gesellschaftliches und berufliches Engagement zusammen: In Kooperation von CFE und EOTO wurde die Umfrage 2019 entwickelt und 2020 und 2021 durchgeführt. Die Ergebnisse sind nun im November 2021 veröffentlicht worden.
Worum geht es dabei?
In Deutschland leben über 1 Million Menschen afrikanischer Herkunft. Bis jetzt gab es über diese Gruppe kaum weitere statistische Angaben. Der Afrozensus ändert das. Es ist die größte jemals durchgeführte Befragung unter Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Menschen in Deutschland zu fünf Themenbereichen:
- Engagement
- Diskriminierungserfahrungen in 14 Lebensbereichen
- Anti-Schwarzen Rassismus
- Umgang mit Diskriminierung
- Resilienz und Empowerment
Welche zahlreichen, spannenden Ergebnisse der Zensus erbracht hat, kann hier nachgelesen werden. Ein besonderer Hinweis an dieser Stelle: Kapitel 6.3 Anti-Schwarzer Rassismus im Bildungssystem.
Eine kurze Beschreibung gibt Daniel selbst in diesem YouTube-Video.
Bis heute zehrt Daniel von den Erfahrungen des Schuleinsatzes mit Teach First Deutschland. So sind ihm zufolge Policy Forschungskontexte oft sehr weit weg vom eigentlichen Leben – obwohl er natürlich sehr nah an den Lebenserfahrungen der Community dran ist – weshalb die Schulpraxis sehr lehrreich war. Bei Teach First Deutschland war das vor allem die direkte Arbeit mit Menschen und das gemeinsame Lernen in alle Richtungen, leider aber auch die Erkenntnisse darüber, welche Erfahrungen die Kinder auch an den Einsatzschulen mit Rassismus machen. Diese Erfahrungen prägen Daniels Arbeit bis heute und sind wertvoll für sein gesellschaftliches Engagement. Darüber hinaus war es laut Daniel eine unglaubliche Bereicherung, in die Lernprozesse eintauchen zu können und über den Beziehungsaufbau das entstehende Level an Vertrauen zu sehen und darüber die Kinder nochmal anders begleiten zu können. Und nicht zuletzt ist man außerdem näher an dem, was los ist, am Puls dessen, was Jugendliche bewegt.
Wir wünschen Daniel viel Erfolg mit seinen zukünftigen Vorhaben und verfolgen gespannt den Impact, den sein Engagement in Deutschland haben wird. Das breite Medienecho, das der Afrozensus bekommen hat, stimmt zuversichtlich.