Lernen mit Quizprogrammen, Spielen und Comics – geht das eigentlich? #Digifellow Michael zeigt: Es geht. Gemeinsam mit seinen Schülerinnen und Schülern von der Mont-Cenis-Gesamtschule in Herne verwandelt er das Klassenzimmer kurzerhand in eine digitale Welt, in der Kinder zu Programmierern werden und ganz nebenbei den Lernstoff aufnehmen.
Vorher: Original pong game (version 3) umgesetzt mit Scratch.

Die digitale Welt bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, den Lehrstoff mit neuen Tools für Schülerinnen und Schüler begreifbar und zugänglicher zu machen. Der Umgang mit diesen Tools will aber erstmal gelernt sein – und das gilt auch für mich als Fellow. Dank der Weiterbildungsangebote von Teach First Deutschland und des intensiven Austauschs mit meinen Mitfellows habe ich faszinierende Anwendungen kennengelernt: Das spielerische Quizprogramm Kahoot sowie das Programmierspiel Scratch und Comic Life, ein Programm, in dem man unterschiedliche Lehrinhalte (nicht nur aus dem Deutschunterricht) als Comic umsetzen kann.
Es gibt zwar Grenzen der Infrastruktur – so ist es beispielsweise schwierig, Kahoot ohne Beamer im Klassenraum zum Unterrichtssein- oder ausstieg zu nutzen – aber dafür sammeln wir bereits in den AGs und im Informatikunterricht mit Scratch spielerisch erste Programmiererfahrungen. Das Programmierspiel Scratch bietet eine visuelle Programmiersprache, die mittels Programmierblöcken einen intuitiven Zugang zum Coden vermittelt. Hierbei haben sich die Kids als Einstieg mit dem Spiel Pong befasst. Richtig: Pong – das Spiel, welches in den 70ern entwickelt wurde und als eines der ersten Videospiele überhaupt gilt. Nun sollte man meinen, dass dieser weiße Punkt, der zwischen zwei Balken hin- und herfliegt, die Kids nicht mehr vom Hocker reißt. Wenn aber die Balken mit Figuren aus ihrer Lebenswelt ersetzt werden – wie beispielsweise mit K-Pop Stars, Minecraft oder GTA Figuren – dann steigt der Spaßfaktor um ein Vielfaches.

Nachher: Ein Schüler hat ein echtes Tennisspiel mit beweglichen Tennisfiguren, einem originalgetreuen Tennisplatz und cooler Hintergrundmusik kreiert.
Das eigene Spiel mit eigenen Spielfiguren – und das auch noch alles eigenständig umgesetzt, das gibt es auf keiner PS4. Und so erkennen und entwickeln die Kids weitere Möglichkeiten ihrer Schaffenskraft: Sie beginnen ohne Anleitung oder Arbeitsanweisung ganz selbständig und aus Eigenmotivation noch zusätzlich den Ball und den Hintergrund abzuändern oder Musik hinzuzufügen. Das Erlebnis, etwas Eigenes erstellen zu können, beflügelt die Fantasie und zieht seine Kreise. Nicht nur die Schülerinnen und Schüler sind begeistert: Bei einer der nächsten Fachkonferenzen werde ich Scratch den Lehrkräften unserer Schule vorstellen. Hier kann ich auf die hervorragenden Unterlagen zurückgreifen, die uns meine Mitfellow Gundula freundlicherweise bereitgestellt hat.
Aber damit noch nicht genug: Die nächste Anwendung Comic Life wurde ebenfalls schon auf mehreren Rechnern installiert. Mit Comic Life kann man auf sehr einfache Weise Bildergeschichten und Comics ganz intuitiv erstellen. Einfach das passende Layout auswählen, Bilder und Text einfügen und fertig ist der eigene Comic, welcher die Kurzgeschichte aus dem Deutschunterricht in neuer Form darstellt. Einen ersten Testlauf durfte ich bereits in einer neunten Klasse machen, wo wir zusammen eine Kurzgeschichte als Comic umgesetzt haben. Dies bietet den Kids eine neue Herangehensweise an den klassischen Unterrichtsstoff. Ich bin gespannt, was ich mit den engagierten Kolleginnen hier in Herne noch umsetzen darf. Vielleicht finden wir ja noch einen Weg, auch Kahoot mit einzubinden.
Michael Justke
