Die zweite Woche der Sommerakademie war geprägt durch die Auseinandersetzung mit dem Konzept Diversity sowie der Vorstellung zweier großer Förderer von Teach First Deutschland: der REWE Group und der DPDHL Group. Highlights der Woche waren aber der Alumni-Summit und der Alumni-Auftakt am Samstag.

Der Anfang der Woche stand ganz im Zeichen von Diversity. Zum Start in die Beschäftigung mit dem Thema zeigten uns die Programm-Manager*innen verschiedene Methoden, um uns selbst aus einer neuen Perspektive zu sehen. Diese ermöglichte einerseits Selbstreflexion, andererseits das Entdecken von Gemeinsamkeiten untereinander, auch abseits von Aspekten wie Herkunft, Einsatzort oder Studium.

Das zweite große Thema des Diversity-Slots war die Auseinandersetzung mit Ritualen. Der Schwerpunkt lag auf der Diskussion, wie Rituale und deren Einhaltung beziehungsweise auch Nicht-Einhaltung unser zwischenmenschliches Zusammenleben beeinflussen. Für uns Fellows ist das wichtig, um im Schuleinsatz den Spagat zwischen Respekt und Anerkennung für die Kultur der Schülerinnen und Schüler sowie der Einhaltung der Normen zu schaffen.

Der Umgang mit Vorurteilen war das dritte große Thema des Diversity-Slots. Dazu wurde in unserer Regional-Gruppe eine Übung durchgeführt, die durch Verkehrung der kulturell geprägten Interpretation von Handlungen und Gebärden uns Fellows mit unseren Vorurteilen konfrontierte, um uns zur Reflexion darüber anzuregen. Die Reaktionen waren denkbar verschieden und erzeugten lebhafte Diskussionen. Wir Fellows haben dadurch gelernt, unsere eigenen Ansichten immer wieder zu überdenken und ebenso die Haltungen der anderen in ihrer Vielfältigkeit zu akzeptieren.

Engagement für Nachhaltigkeit in der Bildung

An den folgenden zwei Tagen stellten sich zwei der Förderer von Teach First Deutschland vor. Mirka Stark repräsentierte die REWE Group und stellte insbesondere deren vielfältiges Engagement im Bereich Nachhaltigkeit vor. Hier dockt auch deren Unterstützung für Teach First Deutschland an: REWE will gerade in Sachen Ernährung Kindern und Jugendlichen mehr Wissen an die Hand geben. Im Rahmen von Fellow-Projekten können die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel lokale REWE-Märkte besuchen und dabei das Geschehen hinter den Regalen und Kassen anschauen. Und wer dann Interesse hat, könnte auch schon erste Kontakte in Richtung Schüler*innenpraktika und künftige Ausbildungsplätze knüpfen.

Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigte auch Ralf Dürrwang von der DPDHL Group, einen der ersten Förderer von Teach First Deutschland. Er erzählte von seiner eigenen Schulbiographie: wie er es als ‚Arbeiterkind‘ und als Schüler einer Brennpunktschule geschafft hat, sein Jura-Studium zu absolvieren, um dann bei der DPDHL im Bereich Personalentwicklung einzusteigen. Dort ist er seit sieben Jahren für den Aufbau des Programms „Go Teach“ zuständig. Dieses Projekt, das mittlerweile in Partnerschaft mit SOS Kinderdorf und Teach For All steht, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendliche nicht nur zu einem Schulabschluss zu verhelfen, sondern sie auch für die Arbeitswelt besser zu rüsten. Anschließend beantwortete Annette Wollmann von der DPDHL noch alle Fellow-Fragen zu Ausbildung und Volunteering.

Projekte und andere Herausforderungen

Am Freitag dann hat uns Antonio Piscopo, Senior Manager im Programmbereich und Projektmanager, in das Wesen des Projektmanagements eingeführt, das für ihn als Philosophen „angewandte Metaphysik“ darstellt. Er stellte uns diverse Tools und Vorgehensweisen vor wie das magische Dreieck, SMARTe Ziele, BAUME-Diagramme sowie den Projektstrukturplan – die Mutter aller Projektpläne. Gerade letzteres war zunächst sehr abstrakt, aber darin liegt auch dessen Stärke: Die Struktur kann beliebig gefüllt und modifiziert werden, wodurch sie universell anwendbar wird.

Am darauffolgenden Tag sollte sich auch direkt herausstellen, was damit gemeint war: Während des Alumni-Summits stellte sich uns der Verein ProFellow vor, der Projekte von Fellows fördert und finanziell unterstützt. Wir wurden gleich ermutigt, uns über unsere Projekt-Ideen auszutauschen, und sie nicht zu klein zu denken. Exemplarisch stellte sich das Bildungsfestival vor und lud uns gleich ein, uns an der Planung des Festivals 2018 zu beteiligen. Auf dem Markt der Möglichkeiten konnten wir uns dann noch von den vielseitigen und spannenden Projekten der Alumni inspirieren lassen.

Und am Abend war es dann soweit: Der Alumni-Auftakt, oder, wie Christina Lagemann, Leiterin des Programmbereichs es nennt, das TFD-Silvester, stand an. Dabei werden die Fellows, die ihren Einsatz beenden, ins Alumni-Netzwerk aufgenommen. Neben einer kurzen Ansprache von Geschäftsführer Ulf Matysiak und einem Sketch der Klasse 2015 über ihren Schulalltag gab es auch eine Rede von Micheal Okrob, einem der Mitgründer und Gesellschafter von Teach First Deutschland. Er erzählte sehr persönlich von seiner Geschichte mit TFD, auch von schweren Zeiten, und ermutigte uns, keine Angst vor dem Scheitern zu haben. Anschließend sprach auch noch Alumnus Jan Zajic, der zwei Geschichten erzählte: zum einen, wie seine Nachbarin ihm, dem zugewanderten Jungen aus Osteuropa, jeden Tag Deutsch beibrachte, zum anderen wie er als Fellow eine Schülerin, die nie Lust zu Lesen hatte, über die Beschäftigung mit der Person der Anne Frank schließlich doch noch dazu motivieren konnte.

All diese persönlichen Einblicke machten die Vision von Teach First Deutschland einmal mehr greifbar und verdeutlichten mir erneut, dass eine Person für eine andere alles verändern kann. Nach all diesen emotionalen Momenten wurde dann noch bis zum frühen Morgen der Beginn der Alumni-Zeit der Klasse 2015 sowie der Fellows im Sprachlehrer*innen-Programm heiter gefeiert.

 

 

 

 

Autorin: Eliza Mintcheva ist Fellow der Klasse 2017. Davor hat sie an der Eberhart-Karls-Universität in Tübingen ihren Master im Studiengang Deutsche Literatur gemacht.